■ Urdrüs wahre Kolumne
: Die Macht der schlimmen Worte

Einen Messeprojektleiter sucht der esoterische Supermarkt FORUM zum 1. März, und um dies hinreichend zu diskreditieren, reicht vermutlich folgende Bremsspur aus dem verbalen Dünnschiß, mit dem sich die HeileHeile-Gänschen-Manager auf dem Stellenmarkt des Weser Kurier darstellen: „Nachdem die den 3. Internationalen Kongreß begleitende Messeausstellung „Natürlich leben '96-Biovisionen“ vom 8.-10. November 96 in der Bremer Stadthalle mit 7.500 Besuchern und 120 Ausstellern auf vorzeitig ausgebuchten 3.500 qm im ersten Jahr einen ansprechenden Erfolg darstellt, haben wir uns entschlossen, hierauf bauend „Natürlich Leben“ als Messereihe in jährlicher Folge am Standort Bremen durchzuführen.“ Vor allem der schöne Begriff „Standort Bremen“ klingt dem Kenner hiesiger Verhältnisse in den Ohren wie das Blöken des gefräßigen Schafs, das verstärkt zur senatorischen Heuraufe drängt, aus dem das Futter für das potemkinsche Dorf des CieCie-Bie herausquillt. Ab dafür!

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Als die Massen am vergangenen Sonntag zum Frühschoppen der Sixdays strömten, nutzte ein Bettelmann im Rollstuhl die Gunst der Stunde, im Stau am Bahnhofstunnel das animierte Volk auf ein bißchen Kleingeld anzuhauen. Worauf eine fröhliche Schar wandelnder Pinkel-Würste mit lustigen Radfahr-Käppis ihn auf dem fahrbaren Untersatz rasant durch den Tunnel hin und herschob und einer dabei das Ganze kommentierte wie ein Hallensprecher die Aufholjagd in der Steilkurve. Und während sich unsereins mit Rücksicht auf das Reisegepäck und die zahlenmäßige Überlegenheit dieser Sportsfreunde verlegener Zurückhaltung befleißigte, stellten sich zwei heldenhafte Mädels um die 12 dem Gesindel in den Weg, bezeichneten die Scherzkekse kurzerhand als „blöde Ficker“ und kämpften so den Rollstuhlfahrer mit der Macht des schlimmen Wortes frei. Meine KandidatInnen für den diesjährigen Gustav-Heinemann-Bürgerpreis!

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Dann ist es jetzt also laut tazganz amtlich, daß der Bremerhavener Magistrat „den Ocean-Park anschiebt“. Eigentlich beruhigend, denn wenn die Fishtown-Öberschten etwas anschieben, landet es grundsätzlich auf dem Abstellgleis. Schade eigentlich, denn nur zu gern hätten wir im Varieté dieses maritimen Freizeitparks miterlebt, wie Müllfischer Manfred Richter als Conferencier in der Käpt'n Iglo-Show dressierte Fischstäbchen vorführt. Und dazu als niedliche kleine Robbe den Richard Skribelka beim Tauchen nach Heringshappen in karotingefärbtem Wabbelgelee: Ein Anblick, für den 256 Millionen aus dem Investitionssonderprogramm sicher nicht zuviel bezahlt wären ...

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In der Straßenbahn der Linie 3 sitzt am frühen Vormittag ein fast noch junger Mann im Jogginganzug aus Fallschirmseide. Bemüht sich, irgendein Radioprogramm zu empfangen mittels eines Transistorgeräts, das in Form einer Coladose gestaltet ist. Schließlich scheinen die Versuche von Erfolg gekrönt, denn aus den Kopfhörern fiept und faucht es verhalten. Diese Rausch-Emissionen verbittet sich schließlich eine vor ihm sitzende Dame, worauf der Radiohörer überlaut brüllt: „Wenn ich meine Anlage zu Hause nicht aufdrehen darf, laß ich mich hier inner Bahn nicht auch noch stören. Und Sie sind nicht meine Mutter!“ Der aus dem Paradies vertriebene Mensch: ein Leidender rundum.

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Seit Monaten telefoniere ich vergeblich hinter dem renommierten Kleinkünstler Horst Werner Franke hinterher, um ihn für einen Balladenabend mit Füßen im Feuer und aus Lehm gebrannten Glocken in der GadeWe zu gewinnen. Wer Hinweise über den Verbleib des verschollenen Rustikahlkopfs hat oder zumindest Kunde von seiner andauernden Existenz geben kann, den bitte ich um sachdienliche Hinweise heute nach 18 Uhr unter Ulrich Reineking etc.