: Wem galt Brandanschlag in Altona?
■ „Revolutionäres Widerstandskomitee“ bekannte sich zu Molotowcocktail-Würfen
In der Nacht zum Dienstag wurde an der Max-Brauer-Allee in Altona ein Brandanschlag verübt, zu dem sich gestern nachmittag ein „Revolutionäres Widerstandskomitee“ in einem anonymen Anruf bei der taz bekannte. In dem Gebäude sind ein türkisches Reisebüro, eine Moschee und ein Zentrum der türkischen „Frauen-Union“ untergebracht. Der Anrufer behauptete, das Gebäude werde als Treffpunkt der nationalistischen Aktionspartei MHP genutzt, aus deren Umfeld die faschistischen Grauen Wölfe stammen. Die Partei wird für Angriffe gegen Teehäuser der alevitischen Glaubensgemeinschaft in Istanbul verantwortlich gemacht.
Die Polizei fand an der Gebäudefront und im Innenhof ausgebrannte Molotowcocktails, es entstand geringer Sachschaden. Zum Zeitpunkt des Anschlags hielten sich nach Polizeiangaben drei Menschen in der Moschee auf, die Schüsse gehört haben wollen. Auf der Gebäuderückseite wurde ein Einschußloch entdeckt, ein Projektil sichergestellt. Ob das „Revolutionäre Widerstandskomitee“ die Schüsse abgab, wollte der Anrufer nicht bestätigen. Auch Polizeipressesprecher Werner Jantosch machte zu einem möglichen Zusammenhang keine Angaben.
Am Tatort fand sich ein Transparent mit dem möglichen Tatmotiv: „Die Morde vom 12./13. März werden zur Rechenschaft gezogen.“ Unterzeichnet war der Satz mit „Revolutionäres Widerstandskomitee gegen Faschismus“, eine der Polizei bisher unbekannte Gruppierung. Laut Jantosch sind die angegriffenen Einrichtungen „eher dem konservativen türkischen Spektrum zuzurechnen“. In kurdischen und oppositionellen türkischen Kreisen gilt die „Frauen-Union“ schon lange als Tarnorganisation der faschistischen Grauen Wölfe. Dies wollte Jantosch jedoch nicht bestätigen.
Bereits am Montagnachmittag kam es in der Hamburger Innenstadt zu einer Spontan-Demonstration alevitischer Organisationen, KurdInnen und anderer türkischer Oppositioneller. Nach einer Kundgebung vor dem türkischen Generalkonsulat zogen die circa 300 DemonstrantInnen zum Hauptbahnhof.
Hintergrund für die Proteste sind die jüngsten Ausschreitungen in der Türkei. Am Montag und Dienstag war es in Istanbul zu Straßenschlachten mit der Polizei gekommen, in deren Verlauf es mehrere Tote und Verletzte gegeben hatte. Brandanschläge auf türkische Einrichtungen gab es in der Nacht zu Dienstag auch in anderen Städten. In Köln und Stuttgart bekannten sich kurdische Organisationen zu den Angriffen. Andreas Albert
Für heute fordern türkische Oppositionskräfte Hamburger Geschäftsleute auf, aus Protest gegen die Massaker in Istanbul zwischen 10 und 12 Uhr ihre Geschäfte zu schließen. Für Donnerstag 17 Uhr wird zu einer Demonstration am Ottenser Spritzenplatz aufgerufen.
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