Sieg mit müden Beinen

■ Mit Kampf und Glück besiegte St. Pauli nach Rückstand Meppen schlußendlich noch mit 2:1 Von Marco Carini

Nochmal gutgegangen. Mit einer allenfalls kämpferisch überzeugenden Leistung rang St. Pauli den SV Meppen nach Rückstand in der Schlußphase mit 2:1 nieder. „Wir waren schon auf der Verliererstraße“, bekannte Trainer Uli Maslo, der nach den 90 Minuten ganz, ganz tief durchatmen mußte.

Dabei hatte alles so schön begonnen. Bei wonnewarmem Frühlingswetter nahm St. Pauli sofort das Heft in die Hand und bestürmte elanvoll den Kasten von Meppens Goalie Stefan Brasas. Doch allein der schlaksige Sawitschew-Ersatz Kai Stisi ließ bei seinem ansprechenden Debüt am Millerntor drei hochkarätige Chancen ungenutzt. Da auch Pröpper und Szubert in dem Meppener Keeper ihren Meister fanden, blieb der Sturmlauf des Tabellenzweiten ungekrönt.

Nach einer halben Stunde war's dann vorbei mit der St. Paulianischen Herrlichkeit. Den Pokalfight von Kaiserslautern noch in den Knochen wurden die Beine minütlich schwerer, die Konzentration geringer. Meppen übernahm die Initiative. Den ersten Warnschuß von Bernd Winter konnte Dammann für seinen bereits geschlagenen Torhüter in der 38. Minute noch von der Linie kratzen.

Wäre er bloß dort geblieben. Sechzig Sekunden später warteten alle St. Paulianer offensichtlich auf einen Pfiff des Schiris, nachdem Eisen-Dieter Schlindwein ein reichlich hohes Bein unter die Nase gedrückt bekommen hatte. Der Meppener Carsten Marell nutzte die allgemeine Verwirrung, spazierte – Kugel am Fuß – seelenruhig durch den Strafraum und schob das Leder unbedrängt an Klaus Thomforde vorbei. Zwei Minuten später hätte Damir Bujan sogar für die Vorentscheidung sorgen können. Nach einem Pfosten-Abpraller reagierte der Meppener am schnellsten, doch Thomforde konnte mit einer Glanzparade Schlimmeres verhindern.

Auch die zweite Hälfte begann Meppen stürmisch, St. Pauli zeigte höchstens Gegenwehr. Und wäre der Meppener Winter nicht nach einem groben Foulspiel gegen Hanke vom Platz geflogen, St. Paulis erste Heimniederlage wäre wohl perfekt gewesen. Doch gegen zehn Mann und mit Hilfe des nach langer Verletzungspause eingewechselten Martin Driller rissen die Millerntor-Mannen das Spiel in der Schlußphase noch aus dem Feuer.

Erst torpedierte Andre Trulsen in der 70. Minute einen von Driller herausgeholten Eckball per Kopf in die Maschen, dann tat Jungstürmer Jens Scharping das, was er am besten kann: Abstauben. Nach Vorarbeit von Carsten Pröpper behielt er im allgemeinen Strafraumchaos als einziger die Übersicht und bugsierte den Ball aus kurzer Distanz irgendwie über die Linie. Ende gut, alles gut, Paadie! Da mit Mannheim, Rostock und Düsseldorf, die schärfsten Verfolger am Wochenende Punkte ließen, trennt die Kiez-Kicker vor der Auswärtspartie in Leibzisch sogar ein Zwei-Punkte-Pölsterchen von einer Zweitliga-Dauerkarte für die kommende Saison.