■ Marburger Komik-Tage: Notwendige Schutzmaßnahmen
: Stopp dem Adorno-Mißbrauch!

Am 17. Januar 1997, im Rahmen der 2. Marburger Komik- Tage, frönten große Teile der von universitärer Seite fälschlicherweise als „Hoch-Komiker“ vergötterten Satiriker aus dem Umfeld des Frankfurter Satiremagazins Titanic erneut ihrer „einträglichen“ Lieblingsbeschäftigung: dem Vorlesen im Verbund, da fühlen sie sich stark für schwache Gags.

Es reicht nicht, daß Aufführungen der Knechte des Großkapitals, Wiglaf Droste und Gerhard Henschel, in der Vergangenheit mit jedem zur Verfügung stehenden Mittel behindert oder verhindert werden konnten. Auch reicht nicht, daß vom Schwäbischen Tagblatt bis zur Welt alle bedeutenden Zeitungen dieses Landes auf die Verschlechterung des Humors und der jahrhundertealten Witzkultur durch Henschel und Droste hingewiesen haben; nun ist es an der Zeit, auf ein noch schändlicheres Vergehen den Finger zu legen und die Faust zu hauen, eine Untat, die alle an solch widerwärtigem Delikt Beteiligten aus dem Kreis der Menschheit ausschließt: die mißbräuchliche sowie unlautere Verwendung des Namens Theodor W. Adorno für einen Rezitationsabend, der weder im Geiste Kritischer Theorie noch anderweitig gesellschaftstheoretisch gesteckter Ziele sich bewegt. Und nie bewegt hat!

Seit vielen Jahren beobachte ich das bundesweite Treiben solcher Gesellen wie Schmidt und Gsella und Egner und Eckenga. Sie haben sich in dieser Zeit durch obszöne Pointen und nur scheinbar ironische Ferkeleien einen eindeutigen Ruf geschaffen. Ich erinnere darüber hinaus an den leichtsinnig von einem verblendeten Teil der linken Öffentlichkeit zum „Aufklärer“ und „Dichter“ stilisierten und besonders verderblichen Hamburger Schmutzvogel Horst Tomayer. Er trieb es in Marburg auf den Höhepunkt und las genußvoll über Frustrationen aus dem Intimleben deutscher Menschen vor.

Ich erinnere aber auch an Frauen, die den falschen Verlockungen des trügerisch gleißnerischen Bühnenlichts nicht zu widerstehen vermochten und nun unter die Schweinepriester gefallen sind. In Marburg trug Suse Fischer eindeutig antisozialistische und gewaltverharmlosende Positionen vor, obwohl sie gerade in Marburg keinen Raum und kein Forum erhalten sollten. Eine unter meiner Leitung gegründete Gruppe zum Kampf gegen mißverständliche Satire und antisolidarische Kleinkunst hatte diese „Dame“ aufgefordert, unsere Ausladung anzunehmen. Als Reaktion setzte S. Fischer das Gerücht in die Welt, sie habe eine Morddrohung aus Marburg erhalten.

Die Verhinderung des Vortrags wäre wichtig gewesen; denn es kann ja wohl nicht angehen, unter dem Namen und Andenken Adornos und dem Banner der Imperialismusforschung einen Lesewettbewerb zu veranstalten, der den Gedanken echt linken Kabaretts unterdrückt durch den Deckmantel des Nonkonformismus. Strukturelle und reale Gewaltverhältnisse verharmlosten vor über 400 eingenebelten Zuschauern zuletzt noch die höhnischen Verfechter pluralistischer Ideen, Wieland und Schulz sowie die Redakteurin Rönneburg, die behauptete, mit ihrem Vortrag Ängste des Publikums vor dem Spazierengehen abbauen zu wollen.

Ich halte es abschließend – und mit mir meine Gruppe! – für politisch wichtig, dem Mißbrauch am Geist Adornos keinen Raum mehr zu bieten. Ein „Redeverbot“ ist das ganz sicher nicht. Aber eine notwendige Schutzmaßnahme für unsere Kinder – vor den Vätern einer Welt, in der Mütter ganz anders denken werden, als sie sollen.

Umbenennung jetzt! Jürgen Roth,

vorübergehend Marburg