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"Liebe taz..." Ableger der Deutschen Nationalzeitung - betr.: Gedicht zur Wehrmachtsausstellung in der Hauszeitschrift des Eigentümervereins "Haus und Grund", taz vom 14.1.1997

Gedicht zur Wehrmachtsausstellung in der Hauszeitschrift des Eigentümervereins „Haus und Grund“, taz 14.1.

Liebe tazler, danke für Euren Artikel, durch den ich erst darauf aufmerksam wurde, was mir als Mitglied des Vereins „Haus & Grund“ in deren Hauspostille zugemutet wurde. Zu Eurer Information mein anliegender Leserbrief an „Haus & Grund“. Da können wir doch gespannt sein, ob er in der nächsten Ausgabe auch tatsächlich abgedruckt wird. Klaus Henke

Leserbrief an Haus und Grund

Als Mitglied Ihres Vereins, den ich bisher als reines Interessenvertretungs- und Beratungsorgan in Miet- und Grundbesitzfragen verstanden habe, möchte ich mich strengstens verwahren gegen einen derartig plumpen politisch-ideologischen „Denkanstoß“, wie ihn Ihr – gelinde gesagt– mißlungener Artikel zur Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht 1941 – 1944“ meinte liefern zu müssen. Daß Deutsche unter dem Krieg gelitten haben, ist gemeinhin bekannt und braucht uns nicht mehr mitgeteilt zu werden. Viel entscheidender jedoch ist, womit sich ja auch obige Ausstellung auseinandersetzt, welches Leid unter nationalsozialistischer Diktatur anderen Völkern in unvorstellbarem Ausmaß zugefügt worden ist.

Daß man heute immer noch nicht bereit ist, sich damit ohne Vorbehalt auseinanderzusetzen, ist ein Zeichen intellektueller Unfähigkeit und ungebrochenen Verdrängens. Hätten Sie es beim rein informativen Teil Ihres Artikels belassen, so wäre dem Informationsbedürfnis Ihrer Leserschaft ausreichend entsprochen worden. Indem Sie aber mit dem letzten Satz Ihres Artikels anheben, unter Zuhilfenahme eines Blut- und Boden-Heldenepos die deutschnationale Einstellung eines Ihrer Vorstandsmitglieder kundzutun, haben Sie ihrem „Fach-Blatt“ einen Bärendienst erwiesen.

Es kann doch wohl nicht sein, daß Sie sich mit diesem Gestämmel zu einem Ableger der „Deutschen Nationalzeitung“ gerieren wollen. Oder meinen Sie, mit diesem Beitrag den Geschmack Ihrer Leserschaft getroffen zu haben? Wenn dem so wäre, bliebe nur der Austritt. Ich hoffe nur, daß ich nicht Ihr einziges Mitglied bin, das so denkt.

Klaus Henke

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