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Vielen Händlern geht die Geduld aus

■ Verband und Kammer wollen 20-Uhr-Ladenschluß erhalten

Pünktlich zum Beginn des Winterschlußverkaufs ist die Debatte um den Ladenschluß wieder losgebrochen. Die City Initiative der Innenstadt-Kaufleute hatte eine Umfrage gestartet: Demnach ist die Mehrheit der Ladeninhaber dafür, künftig unter der Woche schon um 19 Uhr dichtzumachen. Allein der Samstag ist unstrittig: An diesem Tag bleibt bis 16 Uhr geöffnet.

Unterdessen zeigt sich mehr und mehr, daß viele Händler auf ein abgestimmtes und von Einzelhandelsverband, Handelskammer oder City-Initiative koordiniertes Vorgehen verzichten wollen. „Wozu brauchen wir neue Regulierungen“, fragt Marketingleiter Axel Börgers von Harms am Wall. Harms wird künftig von 9 bis 19 Uhr öffnen. „Es sei denn, die Kunden wollen es anders“, so Börgers.

Dagegen sieht es so aus, als ob die großen Kaufhäuser und auch manche Fachgeschäfte den KundInnen mehr Eingewöhnungszeit geben wollen und sich nicht schon nach knapp drei Monaten von der 20-Uhr-Marke zurückziehen, wie es die Bremerhavener Kaufleute schon geschlossen getan haben. „Wir haben aber auch noch keine abschließende Meinung“, sagt Karstadt-Personalleiter Frank Ungetüm. Immerhin mache sein Haus mehr als zehn Prozent des Umsatzes in den neu erlaubten Öffnungsstunden zwischen 18.30 und 20 Uhr. „Da kann man nicht sagen, böser Verbraucher, Du kaufst nicht abends ein.“ Allerdings müsse man möglicherweise die Zahl der VerkäuferInnen in den Abendstunden ausdünnen.

Der Einzelhandelsverband Nordsee und die Handelskammer plädieren für kollektives Durchhalten, mindestens bis April, wenn die Vereinbarung mit der Brepark über verbilligtes Parken in City-Garagen ausläuft. „Die Monate Januar bis März sind nie glorreich für den Einzelhandel“, sagt Verbands-Geschäftsführer Wolfgang Brakhane. „Es hat Monate gedauert, bis der lange Donnerstag angenommen wurde“.

Die Debatte um die Ladenöffnung ist keinesfalls eine Bremensie. „Die Gemengelage ist überall gemischt“, so Peter Brenner, Landesvorsitzender Niedersachsen/Bremen der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) in Hannover. Es sehe aber so aus, als ob die Großen eher profitiert als gelitten hätten. Bei den Einkaufszentren auf der grünen Wiese werde aus Konkurrenzgründen offengehalten. „Die bei Dodenhof sagen, solange der Weserpark offen hat, müssen wir mitmachen, und umgekehrt ist es genauso.“ Allerdings, so ist zu hören, sind viele Händler es leid, unter der Regie eines einheitlichen Center-Managements schon ab 8 Uhr morgens öffnen zu müssen und dann bis um 10 Uhr auf die ersten Kunden zu warten. jof

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