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Sprünge in der Wartehalle

■ Tanz, Schufterei und Schweiß: Leonard Cruz rackert in seiner Choreographie „No escape“ vergeblich

Da steht ein Koffer auf der Raumbühne des Concordia. Das Licht kommt grell-diffus von oben wie in einer Bahnhofshalle. Stille. Und noch länger Stille. Endlich regt sich eine Hand, ein Arm, ein ganzer Körper. Ein Mann reckt sich, richtet sich auf und beginnt damit, erst wie ein Forscher und dann wie ein Wilder um den Koffer herumkreiseln. Leonard Cruz, Mitglied im Bremer Tanztheaterensemble, gibt sich nach der zur Jahreswende in den USA gezeigten Uraufführung die Ehre einer Europapremiere, für die er tanzt, schuftet und schwitzt, obwohl doch eigentlich alles vergeblich ist.

„No escape“ – Kein Entkommen – heißt Leonard Cruz' Choreographie. Die tänzerische Erzählung streift einen Themenmix, der vom ganz handfesten Exil bis zum metaphorischen Fortkommen handelt. Unterstrichen wird diese Vieldeutigkeit durch eine von Jack Marlow arrangierte Sound-Collage, die das Musikprogramm durch den Fleischwolf eines Sendersuchlaufs dreht.

So wenig festgelegt, kann sich Cruz vieles erlauben. Anfangs überwiegt die tänzerische Beschäftigung mit dem Koffer als einzigem Requisit, der nie geöffnet und bald umkreiselt, bald wie ein schwerer Klotz hinterhergezogen wird. Der immer kraftstrotzender wirkende Cruz läßt athletische Beinahe-Überschläge und schweißtreibende Sprungfiguren folgen. Wenig später schließt sich ein Gesten- und Bewegungscocktail an, der von selbstgewählter Koketterie bis zur fremdbestimmten Handlungsanwei-sung reicht und im zweiten Stückteil vom Tänzerdasein an sich zu „erzählen“ scheint.

Bei dieser Vielfalt wird die Vielfalt schnell zur Last. Leonard Cruz verheddert sich in seinem Einfallsreichtum. Die ausweislich des Programmzettels ohne fremde Regiehilfe entstandene Choreographie geht aufs Ganze und zielt doch ins Leere Christoph Köster

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