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Opfer für 13.000 sichere Jobs

■ Mercedes: Einigung über Nachtarbeit und Kündigungsschutz

Der Betriebsrat schluckte ein paar Kröten und blieb hart gegenüber anderen Forderungen der Leitung des Bremer Mercedes-Werkes. Am Ende waren alle zufrieden und unterschrieben eine Betriebsvereinbarung, die ab 1999 jährlich Einsparungen von 100 Millionen Mark bedeutet, den Löwenanteil davon bei den Personalfolgekosten. Im Gegenzug verzichtet Mercedes bis zum Jahr 2000 auf Kündigungen. Die 13.000 Arbeitsplätze der Stammbelegschaft sind damit gesichert. Auszubildende werden wie bisher eingestellt und übernommen.

Die Werksleiter Dietrich Zeyfang und Rudolf Stark präsentierten das Ergebnis ihrer dreimonatigen Verhandlungen gemeinsam mit Betriebsratsschef Udo Richter. Kernpunkt: Die Bänder werden statt bisher 90 generell 105 Stunden pro Woche laufen. Um die Fünf-Tage-Woche zu retten, hat der Betriebsrat regelmäßiger Nachtarbeit zugestimmt, künftig wird im Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet. Außerdem wurden Pausen und Erho- lungszeiten gekürzt. Überstunden sollen bis zu 50 Prozent in Freizeit ausgeglichen und der Krankenstand von zur Zeit 7,3 Prozent durch Gesundheitsvorsorge und andere Maßnahmen auf die Hälfte gedrückt werden. „Wir haben unsere Forderungen etwa zur Hälfte durchgesesetzt“, sagte Zeyfang.

Der Konzernvorstand hatte den Bremern die Pistole auf die Brust gesetzt: Ohne die Vereinbarung wäre die Fertigung zweier Nachfolgemodelle der C-Klasse nicht nach Bremen gegangen, das hätte den Verlust von 2.000 Arbeitsplätzen bedeutet.

Jetzt würden in Bremen in den nächsten Jahren 1,8 Milliarden Mark investiert, um die gesamte Nachfolge-Serie der C-Klasse und die beiden Roadster SL und SLK in Bremen bauen zu können, hieß es. Die Entscheidung des Senats für den Hemelinger Tunnel sei ein wesentliches Argument gewesen, weil dadurch die Logistik des Werks, wo derzeit jährlich 240.000 Autos gebaut werden, langfristig sichergestellt sei.

Betriebsrat Richter räumte ein, „daß wir unter Druck standen“. Abgewehrt habe man aber die regelmäßige Samstagsarbeit und besonders das Anliegen der Konzernleitung, ab dem Jahr 2000 die Löhne in den bundesdeutschen Mercedes-Werken am regionalen Lohnniveau zu orientieren. Das hätte für Bremen Einbußen von fünf Prozent bedeutet.

Im Werk Sindelfingen sieht man sich durch die Bremer Einigung im Konkurrenzkampf der in- und ausländischen Mercedes-Werke nicht unsolidarisch ausgebremst: Natürlich hätten die Kollegen nun gewisse Vorleistungen erbracht, sagte Betriebsrat Erich Klemm, das sei aber in enger Abstimmung geschehen. jof

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