Das Portrait: Vom Cricketstar zum Politiker
■ Imran Khan
„Ich habe nie abgestritten, daß ich dieses Leben geführt habe. Wenn ich noch einmal die Chance hätte, würde ich vielleicht ein anderes Leben führen.“ Imran Khan, Chef der erst wenige Monate alten „Gerechtigkeitspartei“, wird im pakistanischen Wahlkampf von seiner Vergangenheit als Playboy eingeholt. Eine britische Ex- Freundin namens Sita White droht ihm gerichtliche Schritte an, damit er die Vaterschaft für ihre vierjährige Tochter Tyrian anerkennt. Pech für den 44jährigen, der mit dem Image eines Saubermannes, treuen Gatten und gläubigen Muslim angetreten ist, um morgen zum neuen Ministerpräsidenten Pakistans gewählt zu werden.
Der Vergangenheit, die Imran Khan hinter sich lassen möchte, verdankt er zugleich seine Popularität. Er machte Schlagzeilen als Kapitän der pakistanischen Cricketmannschaft, für die er 1992 den Weltmeistertitel heimholte – und als Lebemann, der sich gerne mit schönen Frauen umgab. Dies änderte sich, als er 1995 die damals 21jährige Jemima Goldsmith, Tochter des Milliardärs und Vorsitzenden der EU-feindlichen britischen „Referendumspartei“, heiratete. Seine Gegner werfen Imran nun vor, ein „jüdischer Agent“ zu sein.
Imran Khan lebt heute in Lahore und stammt aus den paschtunischen Stammesgebieten im Nordwesten Pakistans an der Grenze zu Afghanistan. Die Region ist geprägt von der Tradition patriarchalischer Krieger sowie der „purdah“, die die Ehefrau ins Haus verbannt. Seine Heimatregion besuchte Khan erstmals wieder Anfang der 90er Jahre, in Begleitung eines Cousins und 15 bewaffneter Männer. Ergebnis war ein Fotoband mit dem Namen „Warrior Race“ – eine Eloge auf die Stammestraditionen.
Bei den Wahlen werden Imran Khan wenig Chancen eingeräumt. Seiner Organisation fehlt die nötige Infrastruktur, seine Mitstreiter verfügen ebenso wie er selbst kaum über politische Erfahrung. Im Gegensatz zu seinen Konkurrenten verfügt er zumindest über eine weiße Weste und fokussiert seinen Wahlkampf daher auch ganz auf das Thema Korruption. Dafür möchte er die Todesstrafe einführen. Bei der von den Kandidaten geforderten Offenlegung der finanziellen Verhältnisse unterscheidet er sich jedoch kaum von seinen Mitbewerbern: Sein Einkommen sei im letzten Jahr so niedrig gewesen, erklärte er, daß er keine Steuern habe zahlen müssen. Beate Seel
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