Lufthansa fügt sich der Konkurrenz

■ Konzern baut seine Sparten um und entläßt 1.000 Manager

Frankfurt/Main (taz/dpa) – Die volle Liberalisierung des europäischen Luftverkehrsmarktes steht bevor. Ab dem 1. April 1997 haben nationale Fluggesellschaften an ihren Heimatflughäfen keine Privilegien mehr. Die Deutsche Lufthansa (LH) wird sich daher umstrukturieren. So soll in zwei Monaten der eigenständige Geschäftsbereich Linienflug formiert werden. Der heißt dann „Passage“ und wird von einem sechsköpfigen Vorstand geleitet, der direkt dem Konzernvorstand unterstellt ist.

Nur mit einer eigenen Organisation, sagte LH-Vorstandsvorsitzender Jürgen Weber gestern, sei die Linienflugflotte in der Lage, sich der verschärften Konkurrenz auf dem europäischen Markt zu stellen. Die British Airways und die hoch subventionierte Air France nehmen der LH zunehmend mit Dumpingangeboten Passagiere weg. Der Aufsichtsrat muß dem Konzept allerdings noch zustimmen. „Passage“ wird im Gegensatz zu den LH-Töchtern für Charter, Fracht, Gastronomie und EDV keine eigenständige Tochtergesellschaft der AG. Dadurch behält die Lufthansa steuerliche Privilegien im Ausland. Mindestens 1.000 Führungskräfte werden wegen der Neuorganisation entlassen.

Die LH hat es auch ohne Liberalisierung schwer. Finanzminister Theo Waigel hatte überlegt, ob er nicht den Nutznießern von „Miles & More“ die erflogenen Freiflüge als geldwerten Vorteil versteuern könnte. Panik bei der Lufthansa, die damit immerhin 2,1 Millionen Passagiere binden konnte. Doch man hat sich geeinigt. Erst bei Freiflügen im Werte von über 2.400 Mark im Jahr werden Steuern fällig. Und die übernimmt, laut Wirtschaftswoche die Lufthansa pauschal. Denn inzwischen bieten viele Fluggesellschaften „Miles & More“-Programme an. Die Geschäftsluftreisenden wären sofort abgewandert, fürchtete die LH. Jetzt wettern Großunternehmen gegen die privaten Gutschriften auf Geschäftskosten. Sie wünschen sich Firmengutschriften. kpk