piwik no script img

Schwacher Yen und autonome Demonstranten

■ Finanzminister der G 7 in Berlin. taz-Interview mit Deutsche-Bank-Volkswirt

Berlin (taz) – Die Finanzminister und Notenbankchefs der sieben größten industrieländer (G 7) haben sich gestern abend in Berlin versammelt, um über die Stabilisierung der internationalen Finanzmärkte und die internationale Entwicklungspolitik zu diskutieren. Ursprünglich sollte der Euro, die geplante neue europäische Währung, im Mittelpunkt der Beratungen von Finanzminister Theo Waigel mit seinen Amtskollegen stehen, doch in den vergangenen Tagen verdrängten der starke Dollar und der schwache Kurs des Yen auf den internationalen Finanzmärkten das Zukunftsthema Euro. Michel Camdessus, Chef des Internationalen Währungsfonds und wichtigster Gast beim Finanzministertreffen, warnte in Interviews vor einem zu schwachen Yen. Das werde zu höheren Zinsen in Japan führen und das Wachstum im dem asiatischen Land bremsen. Auch Kenneth Courtis, Chefvolkswirt der Deutschen Bank in Asien, warnte. Im taz-Interview sagte er: „Gegen einen Yen, der heute gegenüber der Mark 25 Prozent schwächer ist als vor zwei Jahren, wird es für die Europäer sehr viel schwerer zu konkurrieren.“ Japans Konzerne könnten ihre Autos billiger ausführen und der deutschen Autoindustrie Konkurrenz machen.

Der starke Dollar beunruhigt dagegen die Finanzminister weniger. Bundesfinanzminister Waigel sagte vor dem Treffen, der hohe Dollarkurs stärke die deutschen Exporte, und das sei gut so. Auch IWF-Chef Camdessus fand den Dollarkurs angemessen angesichts der stabilen Wirtschaft in den USA. Der neue US-Finanzminister Robert Rubin erklärte, sein Land halte am harten Dollar fest.

Traditionell erwartet die Finanzminister in Berlin auch eine Demonstration linker KritikerInnen des Weltfinanzsystems. Sie rufen für heute um 11.30 Uhr zu einem Protestzug ab Rosa-Luxemburg-Platz im Berliner Stadtzentrum auf. Organisiert haben den Protest gegen „die Finanzminister und Notenbankchefs der mächtigsten imperialistischen Ausbeuterstaaten“ vor allem Berliner Autonome.

ten Bericht und Interview Seite 7

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen