QUERBILD Fräulein Smillas Gespür für Schnee

Winter kann so schön sein, wenn Regisseur Bille August ihn inszeniert. Wenn man dick eingemummelt durch Schnee (kein Matsch!) stapft und Flocken auf den Stirnfransen landen. Vergessen sind die Schniefnase, die Dreckklumpen in Fahrradprofilen. August zeigt Kopenhagen in blauweißgrau, Grönland in Eiszapfenfarben. Dazwischen Daumendrücken für Julia Ormond, die als Fräulein Smilla den Mord an einem Kind aufklären will. Nebenbei wird deutlich: Grönländer sind in Dänemark schlecht angesehen und arm. Fräulein Smillas Gespür für Schnee ist keine Gesellschaftskritik. Wie Peter Hoegs Buch nimmt der Film die Verbrecherjagd wichtiger als die Alkoholsucht von Smillas Nachbarin oder die Identitätskrise der Grönländerin.

Trotzdem: Der Film studiert seine Hauptperson detailgenau. Julia Ormond ist weniger spröde als die Smilla in Hoegs Roman, die harsch auf das „Fräulein“ vor ihrem Namen beharrt. Trotzdem kanzelt die Film-Smilla jeden ab, der ihr nahe kommt. Ihr Nachbar und späterer Lover (Gabriel Byrne) schafft es dennoch. Er guckt die meiste Zeit wie ein treuer Hund – angenehmer Kontrast zu Smillas Steingesicht.

Klar, daß viele Roman-Details bei der Verfilmung verlorengingen. Smillas Probleme mit ihrem Vater reduzieren sich auf einen Machtkampf mit seiner Freundin. Ihre Klaustrophobie bleibt der einzige Hinweis darauf, daß die Grönländerin sich nicht nahtlos in die dänische Gesellschaft einfügt. Bernd Eichinger hat einen Film produziert, der sich Effekte und Erfolg des Buches zu eigen macht und Mißstände kaum diskutiert. Nichtsdestotrotz ist Fräulein Smillas Gespür für Schnee ein Film, aus dem nicht enttäuscht herauskommt, wer vorher das Buch gelesen hat. juw Cinemaxx, City, Gloria, Grindel, Hansa, Oase, Savoy, Zeise