: „Verzerrtes Bild zurechtrücken“
■ Kurdische Vereine in Hamburg verpflichten sich zur Gewaltfreiheit / Sie erwarten jedoch von Deutschen „faires Verständnis“ Von Sannah Koch
Sie gelten vielen als Drogendealer, als politische Fanatiker und Gewalttäter. Diese gesammelten Vorurteile gegen ihre gesamte Volksgruppe wollen die kurdischen BewohnerInnen Hamburgs jetzt nicht länger still hinnehmen. Von vielen Medien und Politikern in diese finstere Ecke gerückt, suchen sie nun die Offensive: Erstmals in Deutschland verpflichten sich 16 kurdische Vereine aus Hamburg nun in einer gemeinsamen Erklärung zur Einhaltung rechtsstaatlich-demokratischer Grundsätze in der Bundesrepublik und zur Gewaltfreiheit. Für Hamburgs Ausländerbeauftragten Günter Apel eine Absichtserklärung, die, wenn sie gelänge, einen „wichtigen Meilenstein setzt“.
Etwa 28.000 KurdInnen leben in der Hansestadt, sie bilden damit die zweitgrößte ethnische Minderheit in der Stadt. Viele von ihnen kamen bereits Ende der 60er Jahre als Gastarbeiter nach Hamburg. Die zunehmende Gewalt der türkischen Regierung gegen die kurdische Bevölkerung trieb aber seit Ende der 80er Jahre immer mehr als Flüchtlinge nach Deutschland. Doch der Bürgerkrieg in ihrer Heimat läßt sie auch hier nicht unberührt.
„Da fast alle Kurden in Hamburg noch verwandtschaftliche Beziehungen in die Türkei haben, ist auch fast jede Familie hier unmmittelbar von den Ereignissen dort betroffen“, erklärte Dr. Suleyman Ergün, Sprecher des Kurdischen Elternrats Hamburg, gestern auf einer Pressekonferenz. Sehr viele Kurden solidarisierten sich deshalb auch mit der kurdischen Freiheitsbewegung und protestierten „mit Verzweiflung und Wut gegen das Blutvergießen“.
Die Berichterstattung über ihre Proteste beschränke sich jedoch zumeist auf gewalttätige Aktionen wie Anschläge auf türkische Reisebüros, Autobahnblockaden oder die Konflikte um das Verbot der kurdischen Arbeiterpartei PKK. „Die große Mehrheit der Kurden ist aber für eine friedliche politische Lösung in Kurdistan“, betonte Ergün.
„Gewalt und kriminelle Methoden können und dürfen keine Mittel der politischen Auseinandersetzung sein“, formulierten die Vereine daher auch in ihren „Überlegungen und Verhaltensgrundsätzen für ein friedliches Zusammenleben der kurdischen Einwohner Hamburgs mit der deutschen Bevölkerung“.
„Wir wollen das verzerrte Bild über die Kurden als Menschen, die nur auf Gewalt setzen, zurechtrücken“ – eine Hoffnung, die die Verbände laut Ergün in ihre Erklärung setzen. Sie seien sich im darüber im klaren, daß dies nur duch friedliches Zusammenleben und friedfertige Meinungsäußerung gelingen könne.
Doch die KurdInnen kommen nicht nur als BittstellerInnen. Sie betonen auch, daß sie im Gegenzug von den Deutschen ein „faires Verständnis“ dafür erwarten, daß der grausame Krieg im türkischen Teil Kurdistans sie nicht teilnahmslos lasse. Die Absicht, die Weltöffentlichkeit für eine friedliche Lösung zu gewinnen, verdiene Unterstützung.
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