: Eine grüne „Idylle da draußen“
■ „Henriette“-BewohnerInnen sind mit ihrem neuen Zuhause recht zufrieden Von Andreas Albert
Die „Wagenburg Henriette“ ist umgezogen. Die BewohnerInnen von zehn Bauwagen, die bisher an der Waterloostraße logierten, mußten ihren angestammten Platz verlassen, weil sie dort dem Bau von 33 Sozialwohnungen im Weg waren (taz berichtete). Am Wochenende spannten sie nun die Trecker an und bezogen als neues Zuhause die Lokstedter Herlingsburg. Als „Idylle da draußen“ beschreibt der Leiter des Liegenschaftsamtes, Klaus-Günter Scholz, den Platz zwischen Lenzsiedlung und Beiersdorf-Werk. Im Sommer versprechen die dichtgewachsenen Bäume viel Grün.
Die Verhandlungen der letzten Wochen mit dem Bezirksamt Eimsbüttel, die zu dem kleinen Grundstück geführt hatten, waren für alle Parteien ein Erfolg. Nach anfänglicher Skepsis auf beiden Seiten haben „sich alle an die Absprachen gehalten“, äußerte sich Scholz zufrieden. Und das waren auch die BauwagenbewohnerInnen. Es scheint eine längerfristige Lösung zu sein. „Wir wollen hierbleiben“, betonte eine Bewohnerin. Der Platz sei klasse und die AnwohnerInnen auch „ganz nett“: „Es gab viel positive Resonanz.“ KleingärtnerInnen seien rübergekommen und auch viele Kids aus der Lenzsiedlung wären schon dagewesen. Zum Gucken.
Auch Klaus-Günter Scholz war schon da. Er geht ebenfalls von einem längeren Aufenthalt der „Henrietten-Burg“ aus. „Eigentlich waren hier Grünanlagen geplant“, so Scholz, „aber das kann dauern.“ Unglücklich ist er nur über die politischen Vorgaben. „Die Bürgerschaft entscheidet nicht klar, wir wissen nicht, woran wir sind“, beklagt er sich über die Rechtsunsicherheit. Noch ist laut Hamburger Wohnwagengesetz das Leben in Bauwagen verboten. Eine Novellierung des Gesetzeswerks von 1959 ist nicht in Sicht. Mitte Januar dieses Jahres stellte Achim Reichert, Abgeordneter der Statt Partei, hierzu eine Kleine Anfrage an den Senat. Auf die Frage, ob der Senat eine Lockerung der gesetzlichen Regelung erwäge, antwortete dieser umgehend: „Der Senat hat sich mit dieser Frage noch nicht befaßt“. Den Umgang mit den BewohnerInnen überläßt er den Bezirksämtern.
Eine Versorgung der Wagen mit Strom und Wasser durch das Amt Eimsbüttel ist daher nicht zu erwarten. „Wir werden nicht aktiv werden, aber wenn sie es selbst machen, beraten wir natürlich“, will Scholz helfen. Den Widerspruch bei der hygienischen Versorgung bemängelt auch ein Bauwagenbewohner: „Einerseits beschweren sie sich bei uns, andererseits stellen sie uns kein Wasser und keine Klos zur Verfügung.“ Letztere seien in der Zwischenzeit bei den NachbarInnen. Der Verein Offene Jugendarbeit Lenzsiedlung stellte unbürokratisch seine sanitären Einrichtungen zur Verfügung.
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