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Noch mehr Arbeit, und dann wird's gut?

■ HSV verliert zum Auftakt 2:3 gegen 1860 München und Trainer Magath seinen Optimismus

Die Stimme von Felix Magath war nur schwer zu verstehen: „Wir werden arbeiten“, erklärte der Trainer des HSV nach der 2:3-Niederlage gegen den TSV 1860 München. Woran, verriet Magath vorerst nicht. Vielleicht am Verhalten bei den sogenannten Standardsituationen? „Es kann ja nicht angehen, daß zwei Eckbälle und ein Elfmeter uns die Niederlage beibringen“, haderte der enttäuschte Coach, „so etwas darf nicht passieren.“

Ist es aber, und darum wäre es für den Tabellen-Zwölften besser, schnell zu klären, wie und weshalb, damit in Zukunft so etwas nicht wieder passiert. „Wir werden jetzt noch mehr daran arbeiten.“ Woran? „An der – Einstellung“, versprach Magath. „Vom Engagement her war das zuwenig, es war nicht zu erkennen, daß irgend jemand führen wollte.“ Keiner habe „das Heft in die Hand nehmen und Power machen“ wollen, klagte der Übungsleiter, der fand, daß die Niederlage „keine Frage der Aufstellung“ gewesen sei.

Vor allem von seinem Spielmacher in spe, Rodolfo Esteban Cardoso, hatte Magath („Einen UEFA-Cup-Platz können wir erst einmal vergessen“) mehr erwartet. Gleichwohl vermied er es, den Argentinier in aller Öffentlichkeit zu kritisieren. Die 28jährige Leihgabe von Werder Bremen war ja auch schon reichlich gestraft. Trotz seines ersten Bundesligatores für den HSV wieder einmal nur mitgelaufen, statt Akzente gesetzt – und dann auch noch die Verletzung am rechten Knie.

Mindestens ein bis drei Wochen wird Cardoso wegen der Gelenkquetschung pausieren müssen. Verlorene Zeit für REC, der sich nach etlichen Malaisen eigentlich in der Rückrunde empfehlen wollte. Eine dauerhafte Verpflichtung ist jetzt fraglicher denn je. Vier Millionen Mark Ablöse wollen die Bremer haben, doch wer mag die schon ausgeben für einen Spieler, der beständig schwächelt und seine besten Tage wohl längst hinter sich hat.

Andererseits sitzt beim Hamburger SV das Geld neuerdings recht locker. Geschätzte zwei Millionen Transfer-Mark wurden in der Winterpause für den polnischen Nationalspieler Pawel Wojtala ausgegeben, mutmaßlich eine dreiviertel Million an Ausleihgebühr für dessen stürmenden Landsmann Marek Saganowski. Gut angelegtes Geld?

Am Sonnabend gehörte der 18jährige Saganowski nicht zum Aufgebot. Sein Kollege Wojtala, der für den Leihspieler von Feyenoord Rotterdam dolmetscht, durfte immerhin 75 Minuten spielen, aber zufrieden war Magath nicht. „Er wird sich erst an die Bundesliga gewöhnen müssen“, war der Trainer verständnisvoll, „ich erwarte nicht von einem Ausländer, daß er gleich Höchstleistungen bringt.“

Beim Ausgleich war der eingewechselte Angreifer Daniel Borimirow schneller, zwei Minuten später entwischte dem Neuzugang auch noch Manfred Bender – ein Griff an den Arm, der Manni lag, Elfer rein und der 24jährige Woj-tala hatte wieder etwas gelernt.

Gelegenheit zum Ausruhen gibt es nicht. Magath hat – natürlich – seinen Untergebenen die freien Tage gestrichen. Es gibt ja auch ausreichend zu tun. Darum: Sofort an die Arbeit! Clemens Gerlach

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