Film ab im Sony Center

■ Mietvertrag für das Filmhaus am Potsdamer Platz wurde gestern zwischen dem Senat und Sony unterzeichnet. Kultursenator freut sich und zahlt 200 Millionen Mark

Manchmal wirkt Peter Radunski noch kleiner, als er eh schon ist. Muß er sich neben große Kisten oder wuchtige Überseekoffer stellen, dann verliert sich der Kultursenator geradezu im Raum. So auch gestern, als er den Mietvertrag für das Filmhaus und die Deutsche Mediathek im geplanten Sony Center abschloß. Weil das Filmhaus auch die Marlene-Dietrich- Sammlung aufnimmt, übergab der Senator dem Sony-Chef Edgar van Ommen zur Feier des Tages ein erstes Ausstellungsstück: den Schuhkoffer der Diva für Haus- und Stöckelschuhe, Pumps und Riemchenschlappen. Der Koffer war nicht nur breit, sondern eben auch hoch. Marlene brauchte 31 Paar Schuhe, wenn sie zu Dreharbeiten ging.

Natürlich focht der Dreißiger- Jahre-Fächerkoffer samt rosaroten Slippern darauf den Kultursenator nicht an, war doch der Mietvertrag mit Sony endlich unter Dach und Fach. Im Jahr 2000 werden das Filmhaus und die Mediathek in den Sony-Komplex einziehen. Im einzelnen finden sich dann dort die Filmbibliothek, das Filmmuseum, das Programmkino Arsenal sowie die Deutsche Film- und Fernsehakademie (DFFB) und die Deutsche Mediathek.

Die gegenwärtig in der Stadt verstreut liegenden Institutionen werden so an einem Ort zusammengeführt – Dezentralität ade. Doch auch das macht Radunski nichts aus: „Durch die Bündelung in der neuen Mitte wird ein wichtiger medienkultureller Anziehungspunkt geschaffen, der die Ausstrahlung der Film- und Medienstadt erheblich steigern wird.“

Das Ganze kommt den Senator nicht ganz billig. 17 Millionen Mark kostet die Einrichtung das Land, und für 25 Jahre zahlt der Finanzsenator 200 Millionen Mark Miete. „Ein guter Abschluß“, sagt Radunski. Und Edgar van Ommen freut sich und wünscht, daß „das Filmhaus und die Deutsche Mediathek im modernen Sony Center am Potsdamer Platz zu Beginn des nächsten Jahrtausends ein internationaler Treffpunkt des Films und Fernsehens werden“.

Was Marlene mit de schlanke Beene dazu gemeint hätte, bleibt ein Geheimnis. Die von Berlinern, weil sie die Stadt in der Nazizeit in Richtung Hollywood verließ, „Vaterlandsverräterin“ Gescholtene ist gestorben, und eine Straße nach der Filmschauspielerin zu benennen, schafft der Bezirk Schöneberg nicht. Noch hat die Sony-Plaza hinter dem Filmhaus keinen Namen. Ob Marlene so was wollte? Video, Fernsehn, High-Tech? Rolf Lautenschläger