Abgehobene Perspektive?

■ betr.: „Unerfüllte Erwartungen“, taz vom 4. 2. 97

Nichts als eine Reihe von Ausreden hat der bündnisgrüne Bauminister Michael Vesper parat, um Maßnahmen gegen den wachsenden Flugverkehr abzulehnen. Das Land Nordrhein-Westfalen hat sehr wohl diverse Möglichkeiten, auf die Lärm- und Schadstoffbelastung in luftiger Höhe einzuwirken. So kann es über seine Anteile an den Flughäfen deren Subventionierung einstellen und zum Beispiel mit höheren Start- und Landegebühren einen Teil zu ökologisch wahren Flugpreisen beitragen und nicht – wie es auch Kohl und Merkel tun – der EU den Schwarzen Peter zuschieben.

Es kann mittels Steuerung der Finanzen und Genehmigungspraxis seine Flugverkehrspolitik so gestalten, daß ein Rückbau der Flughäfen und vielen Regionalflugplätzen anstatt eines weiteren Ausbaues erfolgt. Und es kann mittels Öffentlichkeitsarbeit offensiv über die Schäden des Fliegens an Mensch und Natur informieren, Alternativen aufzeigen und diese fördern. Doch Minister Vesper will aus Gründen des Machterhalts den Flugverkehr nicht zum Thema werden lassen. Oder liegt es daran, daß er auch schon zu oft sein Land nur noch aus abgehobener Perspektive wahrnimmt?

Die Fluglobby scheint stärker als die Autolobby in Deutschland zu sein – wir werden aber vieles unternehmen, den Flugverkehr solange auf die politische Tagesordnung zu bringen, bis eine deutliche Reduzierung erreicht ist. Karl-Heinz Ludewig, Arbeitskreis Verkehr und Umwelt (UMKEHR) e.V., Dachorganisation der bundesdeutschen Verkehrs-Bürgerinitiativen, Berlin

M. Vesper sagt: „Seid doch etwas selbstbewußter: NRW ist weder Gen- noch Atomland...“

In Gronau (NRW) steht eine Urananreicherungsanlage, in Ahaus (NRW) steht ein Brennelementezwischenlager, in Duisburg (NRW) steht eine Anlage zur Verarbeitung von Atomschrott, das Atomkraftwerk Emsland (Niedersachsen) produziert Atomstrom für NRW! Wenn Herr Vesper daraus sein Selbstbewußtsein zieht, hat er meines Erachtens ein Problem. Martina Abel, Münster

[...] Busch hat ja gar nicht, wie ihm von Vesper vorgeworfen wird, die Absicht, den Flugverkehr in irgendeiner Weise zu reduzieren, nur, der soll einfach „über den Flughafen Köln-Bonn abgewickelt werden (...) Der Düsseldorfer Flughafen ist von Wohngebieten eingeschlossen.“ Tja, sag das mal den Rösrathern, Altenrathern, Porzern und den übrigen paar tausend AnwohnerInnen rund um den Köln-Bonner Flughafen und so ganz nebenbei auch den über 600 bedrohten Tier- und Pflanzenarten im einzigartigen Naturschutzgebiet „Wahner Heide“, das dem Flughafenausbau zum Opfer fallen wird...

Nein, für das Gelingen der „rot- grünen Reformalternative“ in Bonn werden derlei Marginalien schon mal in Kauf genommen. Allein die Hohlheit und Leblosigkeit der gebrauchten Sprache sagt alles darüber, was wir davon erwarten können, wenn sich die Scharpings, Vespers, Schröders und Fischers anschicken, in Bonn die Macht zu erobern: ein paar neue alte Säcke statt der alten alten Säcke. Johannes Rohr, Köln