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Gerade noch mal an der Katastrophe vorbei

■ In Sachsenhausen ging mit Benzin gefüllter Kesselwagen in Flammen auf

Frankfurt/Main (taz) – „Dribb de Bach“, auf der anderen Mainseite in Sachsenhausen, sind die BewohnerInnen des Frankfurter Stadtviertels in der Nacht zum Mittwoch nur knapp einer Katastrophe entgangen. Gegen Mitternacht waren in Höhe des Südbahnhofs zwei Güterzüge zusammengestoßen. Dabei fing einer von insgesamt 21 mit Benzin beladenen Kesselwaggons sofort Feuer. Ein flammendes Inferno blieb Sachsenhausen nur deshalb erspart, weil die sofort am Unfallort eintreffenden Feuerwehren ein Übergreifen der Flammen auf die anderen Tankwaggons verhindern konnten. Bei der Brandbekämpfung wurden drei Feuerwehrmänner verletzt. Vorsorglich hatte die Behörde die Evakuierung von 300 SachsenhäuserInnen veranlaßt.

Wie der Sprecher der Deutschen Bahn AG, Hartmut Lange, gestern auf Nachfrage der taz erklärte, seien die beiden Güterzüge auf zwei eng nebeneinander liegenden Gleisanlagen parallel gefahren. Dabei hätten sich die Lokomotiven berührt; die beiden ersten Waggons seien dann aus den Gleisen gesprungen und umgestürzt. Eine falsch gestellte Weiche? Lange hält das für unwahrscheinlich. „Einer der beiden Lokomotivführer hätte halten müssen, dann wäre das Unglück nicht passiert.“ Allerdings wollte der Bahnsprecher den noch laufenden Ermittlungen nicht vorgreifen. 70.000 bis 80.000 Liter Benzin faßt ein Tankwaggon der Bundesbahn. Hätte der eine umgestürzte und danach in Flammen aufgegangene Tankwaggon auch die anderen 20 in Brand gesteckt, wäre das flammende Inferno in Sachsenhausen Realität geworden: Rund 1.600.000 Liter brennendes Benzin.

Noch gestern vormittag wurde aus dem umgestürzten Tankwaggon das aufgrund der rasch einsetzenden Löscharbeiten nicht verbrannte restliche Benzin umgepumpt. Die Strecke, auf der normalerweise auch ICE-Züge verkehren, blieb bis zum späten Nachmittag gesperrt. ICEs wurden umgeleitet. Es kam zu erheblichen Verspätungen.

Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) hat umgehend Strafanzeige gegen die Deutsche Bahn AG erstattet: Es bestehe Verdacht, daß die Bahn gegen gesetzliche Sicherheitsbestimmungen verstoßen und die öffentliche Ordnung gefährdet habe. Nach von der Bahn AG inzwischen bestätigten Meldungen kam es nämlich im Mai 1996 an der gleichen Stelle schon einmal zu einem Zugunfall. Aus diesem Unglück, so das BBU-Vorstandsmitglied Eduard Bernhard, habe die Bahn AG offenbar keinerlei Konsequenzen gezogen. Klaus-Peter Klingelschmitt

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