: Bedeutsames Brodeln im Lande
■ betr.: „SPD strahlt weiter bis 2005“, taz vom 17. 2. 97 und Be richterstattung zu Castor-Trans porten nach Gorleben
Mir gefällt und imponiert ganz besonders an Ihrer Zeitung, daß Sie dieses wichtige Thema nicht „totschweigen“, wie das viele Branchenkollegen seit Jahren praktizieren, um ja nicht negativ aufzufallen.
Es ist ohnehin zum Weinen traurig, daß sich in unserem Rechtsstaat Hunderttausende rechtschaffener Bürger kriminalisieren lassen müssen, weil sie sich mutig gegen den Wahnsinn stellen, den die gewissenlosen Politiker zusammen mit der Atommafia entgegen aller Vernunft veranstalten.
Wissenschaftler, welche beweisen können, daß es auch ohne Atomstrom etc. geht, werden ins Abseits geschoben, nicht ernst genommen und als „unwirtschaftliche Spinner ohne Sinn für die Realität“ betitelt. Die verantwortlichen Regierenden der Bundesrepublik scheren sich weder um unsere Kinder – die später einmal mit der „Teufelssaat“ fertigwerden müssen – noch um unsere gemeinsame Natur und die ökologischen Folgen ihres von Profitgier getriebenen Tuns, das mit Verantwortungsbewußtsein nichts, aber gar nichts zu tun hat.
Die vielfältigen Tests, welche mit den Castor-Behältern im weiteren Vorfeld durchgeführt wurden, können niemals alle möglichen real eintreffenden Unfälle und Katastrophen durchspielen oder berücksichtigen. Dies wurde in ihren Artikeln ausführlich hervorgehoben. Man sollte daher nicht der Ansicht sein, daß die Verantwortlichen das nicht selbst wissen. Vielmehr muß, so böse sich das liest und anhört, davon ausgegangen werden, daß es ihnen zwar nicht egal ist, sie aber vorrangig die finanziellen Aspekte sehen, denn falls einmal etwas schiefläuft, kann man ja noch immer von „Materialermüdung“ oder dem „Restrisiko“ reden und sich mit den alltäglich- banalen Hinweisen auf die Schuld der anderen um Kopf und Kragen reden, was in einem „Ländle“, in dem es zig Untersuchungsausschüsse für eine Reihe Affären gibt, welche bald einen Duden füllen, leicht möglich ist.
Mann/Frau kann nur hoffen, daß die Atommülltransporte auf die schärfste Weise behindert werden und es der einschlägigen Lobby bald vergeht, ihr unverantwortliches Handeln fortzusetzen.
Sämtlichen Teilnehmern an Demonstrationen sowie allen Mitgliedern von Bürgerinitiativen Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. und der Verdener Umweltwerkstatt e.V. gehörten Ehrennadeln verliehen. [...] Gerhard Büttgenbach, Ambach
Gut, daß ihr von den wendländischen Aktionen berichtet! Gut auch, daß ihr den augenfälligsten Platz der Zeitung, das Titelfoto, an dieses, eines des bedeutsamsten Brodelns im Lande, vergebt.
Aber habt ihr es wirklich nötig, so sensationslüstern ausgerechnet mit schienendemontierenden Aktionisten zu bebildern? Denn, wie ja auch der Augenbalken beweist, ihr wißt, wer sägt, macht sich strafbar. Wäre es nicht angebrachter gewesen, ein Bild von der Auftaktkundgebung in Zernien zu bringen, von optimistischen und tatkräftigen Menschenmassen, standhaften Traktoren und rumhüpfenden Kindern?
Ich finde, der wendländische Widerstand hat es verdient – zumal durch so eine „wahrheits“-liebende Zeitung – in der Öffentlichkeit nicht als Untergrundorganisation präsentiert zu werden, sondern als „Unternehmen Zukunft“, als wahrgenommene Demokratie aller Bürger!
Titelfotos sind eben nun mal eines der am meisten Eindruck hinterlassenden Mittel! Bitte, mutiert doch nicht zur linken Bild-Zeitung! Maura Rammer (16), Karlsruhe
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen