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■ NachgefragtNix gewußt

Einer der Kriegsteilnehmer, die über die „Verbrechen der Wehrmacht“ mitdiskutierten, war Generalmajor Gottfried Greiner.

taz: Sie haben er vier Jahre lang mitgekämpft?

Greiner: Von 40 bis 45.

Was haben Sie da über Verbrechen mitbekommen?

Sie werden staunen: Über Verbrechen habe ich nichts mitbekommen. Als wir in Kiew waren, im Sommer 1942, habe ich gerüchteweise gehört bei einem Abendessen mit einem ukrainischen Professor, daß da etwas passiert sei. Auf meine Nachfrage, was denn da passiert sei, habe ich keine Antwort bekommen.

Professor Eichwede hat die Frage einer russischen Frau weitergegeben: Wer von euch hat das denn getan, diese 27 Millionen Tote. Was würden Sie dieser Frau sagen?

Zunächst einmal diejenigen, die in der Tat schuldig sind. Erfüllungsgehilfen waren wir alle, aber nicht im juristischen Sinne. Aber uns Deutschen wurde ein derartiges Vertrauen entgegengebracht...

Von wem?

Von der Bevölkerung. Wir als die Befreier...

In der Ukraine?

Auch in Weißruthenien. Damit war die Erwarung verbunden, daß wir Deutsche in der Lage wären, das alte zaristische Rußland wiederherzustellen. Mir wurde von dem Professor, bei dem ich zu Gast war, gesagt, er verstünde überhaupt nicht, daß uns, den Ukrainern, nicht die Selbständigkeit gegeben würde, wir würden dann für Euch den Krieg gegen die Russen führen... Ihre Regierung, sagte er, ist töricht. Das stimmte auch. Das Reich hatte politische Möglichkeiten, eine Neuordnung Europas in einem traditionell europäischen Sinne – ich stamme aus einem humanistischen Gymnasium – aufzubauen.

Wenn Sie diese Zahl 27 Millionen hören – wieviele wurden nur so erschossen?

Da kann ich mich nicht festlegen. Fragen: K.W.

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