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Kriterium ist falsch

■ betr.: „Fachhochschulstudium als Regelstudium“, taz vom 15./16.2. 97

Immer wieder wird das Argument vorgebracht, das Studium sei zu praxisfern; wer von der Hochschule komme, müsse im Berufsleben beinahe bei Null anfangen. Mag sein, daß dieses Fazit richtig ist...

Allein: Das Kriterium ist falsch! Wer die Arbeit an den Universitäten bewerten will, muß sich dabei an ihrem eigentlichen Zweck orientieren: den Absolventen Artikulationsfähigkeit, Beherrschung von Analysemethoden, fundierte Argumentation sowie v.a. eine kritische und gesamtgesellschaftliche Perspektive ihres Fachbereiches zu vermitteln. Diese Aspekte in die Zweitrangigkeit zu verbannen heißt, die Studierenden langfristig zu Produktionsfaktoren zu degradieren. Daß das FH-Studium zum großen Teil denen, die von nichts wissen wollen, ihre politischen, sozialen und ökologischen Scheuklappen läßt, empfinde ich nicht eben als Grund, diese Art Universität als Lösung der Bildungsproblematik zu feiern.

Wenn die Universitäten ihren Zweck immer weniger erfüllen können – was einerseits an überkommenen Strukturen, andererseits an kurzsichtiger und destruktiver Bildungspolitik liegt –, dann ist das kein Grund, sie abzuschreiben, sondern sich ihrer anzunehmen. Daß es sich dabei nicht darum handeln kann, sie den Forderungen der Rüttgersschen Effizienz- und Standortlogik anzupassen, kann allerdings nur nachvollziehen, wer sich von selbiger noch nicht hat einfangen lassen. Wie sich der Bundesbildungsminister die „Hochschulen für das 21. Jahrhundert“ vorstellt, kann übrigens in einem gleichnamigen Linienpapier seines Ministeriums nachgelesen werden, das (hoffentlich) jeder Asta im Land schon vorliegen hat. Florian Suittenpointner, Aktionskomitee Recht auf Bildung und Hochschulpolitsches Referat im Asta der GSU München

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