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Kuhhandel um neue jüdische Siedlung?

■ Netanjahu soll Arafat bedeutenden Abzug aus Westjordanland versprochen haben

Jerusalem (dpa/AP) – Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat angeblich dem Chef der palästinensischen Autonomiebehörde, Jassir Arafat, einen weitergehenden israelischen Rückzug aus dem Westjordanland versprochen, wenn die Palästinenser friedlich auf den Bau einer neuen jüdische Siedlung im Südosten Jerusalems reagieren. Radio Israel berichtete gestern, wenn die palästinensische Reaktion auf den Beschluß zum Bau des Siedlungsprojekts Har Homa gewaltlos bleibe, wolle die israelische Armee in der kommenden Woche zehn Prozent statt der geplanten drei Prozent des Westjordanlandes räumen. Ein Sprecher Benjamin Netanjahus dementierte gestern den Bericht.

Ähnliches berichtete gestern die israelische Tageszeitung Haaretz: Israel wolle bis zum 7.März zehn Prozent des Westjordanlandes räumen statt zwei Prozent. Voraussetzung sei, daß die Palästinenser das Har-Homa-Projekt akzeptierten. Die Regierung will in dem arabischen Viertel 6.500 Wohneinheiten für Juden bauen. Ein Regierungsvertreter bestätigte gestern, daß der Rückzug größer als geplant ausfallen solle, wies einen Zusammenhang mit dem Siedlungsprojekt jedoch zurück.

Kritik an den Siedlungsplänen kam vor allem aus dem arabischen Lager, aber auch von Verbündeten Israels. Arabische Vertreter bei der UNO forderten eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates. Der palästinensische Vertreter bei der UNO, Nasser al-Kidwa, sagte am Mittwoch, der Sicherheitsrat solle Druck auf Israel ausüben, die Wohnanlage nicht zu bauen. Ägyptens Präsident Husni Mubarak rief Israelis und Palästinenser auf, Ruhe zu bewahren. Jordaniens König Hussein schrieb Netanjahu, dessen Entscheidung untergrabe den Friedensprozeß. Auch der britische Außenminister Malcolm Rifkind protestierte gegen den Wohnungsbau.

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