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Der Umwelt zuliebe: Transrapid

Vertrauliche Drucksache: Senat hält Magnetbahn für „raumverträglich“, lehnt jedoch zweite Transrapid-Haltestelle in Moorfleet ab.  ■ Von Heike Haarhoff

Die Senatsdrucksache mit dem staubtrockenen Arbeitstitel „Magnetschnellbahn Hamburg-Berlin, landesplanerische Stellungnahme“dürfte die Transrapid-Gesellschafter auf die Barrikaden bringen: Hamburg lehnt die beantragte zweite Transrapid-Haltestelle in Moorfleet aus verkehrs- und stadtentwicklungspolitischen Gründen ab. Die übrige Trasse dagegen wird positiv und als „grundsätzlich raumverträglich“bewertet.

Noch im März soll das vertrauliche Papier, das der taz vorliegt, offiziell vom Senat verabschiedet werden. Damit hätte der umstrittene Stelzengleiter die erste planerische Hürde auf Hamburger Landesgebiet erfolgreich genommen. Nach dem Raumordnungsgesetz muß Hamburg in diesem Frühjahr entscheiden, ob die Transrapid-Strecke umwelt- und raumverträglich ist. Ergebnis: Ja, wenngleich „einige Problembereiche“zwischen Tiefstackkanal und Frachtzentrum Moorfleet bleiben.

Die Stadtentwicklungsbehörde, die das Gutachten federführend betrieb, stimmt mit der Magnetschnellbahn-Planungsgesellschaft (MPG) überein, daß die Trasse „Rothenburgsort-Billstedt“tatsächlich die günstigste ist. Diese führt vom Hauptbahnhof entlang der Bahngleise über Rothenburgsort nach Moorfleet und von dort parallel zur A1 bis zum Autobahnkreuz Hamburg-Ost.

Zum Ärger der MPG durchkreuzt Hamburg aber alle Pläne einer zusätzlichen Station in Moorfleet: „Ein zweiter Haltepunkt ist zur Anbindung Hamburgs nicht erforderlich. Er soll aus Gründen einer zügigen Realisierung des Vorhabens nicht gebaut werden“, heißt es in der Stellungnahme. Die MPG wolle über Moorfleet wohl „schwerpunktmäßig die PKW-Zubringerverkehre aus dem östlichen Stadtgebiet und dem Umland abwickeln“und plane dazu „600 bis 700 Langzeit- und 100 bis 120 Kurzzeit-Stellplätze“. Aus gutem Grund: Parkplätze auf der grünen Wiese sind billiger als aufwendige Tiefgaragen am Hauptbahnhof. Zwei bis drei Hektar Grün müßten zubetoniert werden. Njet, sprach Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow (SPD), der überdies fürchtet, zwei Haltepunkte stünden seinem Ziel der „konzentrierten Aufwertung“von Hauptbahnhof- und City-Umfeld entgegen. Reisende aus Hamburgs Osten könnten den Hauptbahnhof bequem mit der S-Bahn erreichen.

In der internen Abstimmung stießen Mirows Argumente zunächst auf Widerstand. Ausgerechnet die Umweltbehörde maulte, zusätzliche Autos am Hauptbahnhof behinderten den „innerstädtischen Wirtschaftsverkehr“, weil die Parkplätze nicht reichten. Das bißchen Grün in Moorfleet hätte man gern geopfert; schließlich führe der zweite Halt „zu deutlichen Aufwertungen des Industrie- und Gewerbegebietes Billbrook“.

Ungeklärt ist der „Konflikt“im Streckenabschnitt „Tiefstackkanal bis Moorfleet“. Dort gingen, so die Gutachter, durch den Trassenbau „Behelfsheime, Kleingärten und Biotope mit mittlerer Bedeutung verloren“. Auch überschreite die Trasse in einzelnen Kleingärten „Lärmbeurteilungswerte“. Zu prüfen sei deshalb, ob die Strecke statt im Süden auch im Norden der Bahn „zwischen Rangierbahnhof Tiefstack und Moorfleet“möglich sei.

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