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Viele Worte um nichts

■ Ex-Vulkan-Vorstand Triebold sagt dem Untersuchungs-ausschuß etwas anderes als dem Bundeskriminalamt

Knapp drei Stunden wurde der Ex-Vorständler Karl-Friedrich Triebold gestern vor dem Vulkan-Untersuchungsausschuß vernommen. Doch so sehr sich die Parlamentarier auch bemühten: Triebold redete viel und sagte wenig. In einer Erklärung, die das Bundeskriminalamt zu den Akten genommen hat und die der taz vorliegt, wurde Triebold allerdings deutlicher. Hennemann habe das Stichwort „Unterweser-Konzept“nur dazu genutzt, um die Kasse des Vulkans mit dem Geld des Landes aufzubessern, schreibt Triebold. Gegenüber dem Ausschuß fand er sanftere Worte und beschränkte sich auf die Aussage, daß er nie ein Tragfähigkeitsgutachten für das Unterweser-Konzept gesehen hätte.

Wann die Liquiditätsprobleme beim Bremer Vulkan aufgetreten seien, wollte der Untersuchungsausschuß wissen. Im März 1995 habe es Berichte gegeben, aus denen hervorgegangen sei, daß der Umsatz schon im März um drei bis fünf Prozent zurückgegangen sei, sagte Triebold. Am 30. Juni 1995 hätte der Halbjahresbericht schließlich sogar einen Umsatzrückgang von 470 Millionen ausgewiesen. Das sei bei einem so großen Unternehmen wie dem Vulkan allerdings „kein großes Problem“.

Triebolds Version aus der BKA-Akte liest sich anders: Schon in den ersten Wochen nach seinem Wechsel zum Vulkan (Triebold übernahm am 1. Oktober 1994 den Komplex Unternehmensentwicklung), sei ihm aufgefallen, daß das operative Geschäft außer Kontrolle geraten sei und daß das Unternehmen erhebliche Ertragsprobleme hatte. Um zu verhindern, daß er diesen Verdacht erhärten und belegen konnte, habe man ihm wichtige Informationen vorenthalten. Hennemann habe nichts unversucht gelassen, um ihn aus dem Unternehmen zu entfernen, schreibt Triebold weiter. Der Konzernchef habe immer behauptet, es sei genug Geld da, insbesondere für Investitionen und die Entwicklung neuer Produkte. Die Wirklichkeit sah laut Triebolds Erklärung allerdings anders aus: Selbst Investitionen, die für die Produktion auf den Werften dringend notwendig waren, habe der Vorstand nur zögerlich genehmigt. Offenbar, weil kein Geld da war.

Ob Hennemann, ein Visionär gewesen sei, der alle getäuscht habe, wollte der Untersuchungsausschuß wissen. „Hennemann war kein Guru, der die Leute links und rechts in die Tasche gesteckt hat“, winkte Triebold ab. Ob das Vulkan Management seiner Aufgabe gewachsen gewesen sei, hakte der Untersuchungsausschuß nach. „Das ist eine delikate Frage“, wich Triebold aus und redete davon, wie schwierig es generell sei, ein Unternehmen zu führen. In seiner Erklärung drückt Triebold das anders aus: Im Vergleich zu anderern Vorstandsetagen sei er überrascht gewesen, wie verschieden die Tätigkeit beim Vulkan gewesen sei. Statt die Arbeit an das Tagesgeschehen anzupassen, hätten sich die Vorständler durch Unmengen von Papier quälen müssen. Kritische und erfahrene Stimmen seien auf eigenen Wunsch oder auf entsprechendem Druck entfernt worden. Der Kauf neuer Unternehmen in den Unternehmensverbund sei im Vorstand zum Beispiel oft kontrovers diskutiert worden. Hennemann hätte die Skeptiker beruhigt – mit einem einfachen Hinweis: Wir haben genügend Geld. kes

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