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Darf es ein bißchen Tee sein?

■ In der „sauna“im Viertel gibt es Eso-Musik und Tee statt einer künstlichen Fitnesswelt

Überfüllte Saunen in Fitnesszentren sind nicht jedermans Sache. Wer es gemütlicher mag, ist in der „sauna“im Viertel genau richtig. Ein Geheimtip für Menschen, die in Bremen noch nicht allzu lange heimisch sind. Denn in einschlägigen Infoblättern gibt sich „die sauna“nicht zu erkennen. Ausschließlich aktiver Mund-zu-Mund-Propaganda ist es zu verdanken, daß immer wieder Menschen den Weg zur „sauna“finden.

Nur ein unscheinbares Schild vor der Nummer 76, Außer der Schleifmühle, gibt Auskunft darüber, daß sich im Haus ein „entspanntes Ambiente“für Schwitzfreudige versteckt hält. „Osho-Sauna“wird der Treffpunkt auch im Szene-Jargon genannt: Ehemalige Bhagwan-JüngerInnen, so heißt es, sollen ihn einst gegründet haben.

Eine Frau im roten Niki-Pullover öffnet freundlich die Tür. „Umkleiden im Flur“, „Duschen da drüben“und „dort ist der Ruheraum“, weist sie die Gäste ein. Angenehm überschaulich ist es hier. Die Schwitzhütte, ein kleines Holzhäuschen, bietet zwar nur Platz für maximal fünf Leute. Aber um 20.30 Uhr abends ist es angenehm leer und ruhig hier.

Vor allem der Ruheraum neben der Sauna, abgetrennt durch hängende Tücher, hebt sich deutlich von den künstlichen Saunawelten in Fitnesscentern ab. Keine ekligen Liegen stehen da, keine künstlichen Fototapeten hängen an der Wand. Seichte Esomusik läuft vom Band – Matten liegen auf dem keramikgepflasterten Boden, Kerzen und Teelichter tauchen den Raum in sanftes, flackriges Licht. Holzregale mit Büchern stehen im Raum. Frische Blumen auch. Geredet wird kaum. Entspannung pur und Stille, um die Seele mal richtig baumeln zu lassen.

Wer lesen will, greift zum großen Bücherbestand der „Sauna“oder trinkt Tee, der hier ebenfalls kostenlos gereicht wird (all inclusive: 18 Mark). Zur Abwechslung kann es nach dem zweiten Saunagang auch mal ein Spaziergang durch den großen Garten sein, der sich hinter einer unscheinbaren Tür verbirgt. Dort steht sogar ein hölzerner Wasserkübel zum schaudrigen Abkühlen bereit. Wer die „Sauna“noch testen will, sollte sich allerdings beeilen: Bis April läuft die Sauna-Saison noch, ab Mai bis August öffnet sie nur noch auf Anfrage. Ein guter Tip zum Schluß: Wer als Frau nicht auf unliebsame männliche Freunde treffen will, geht einfach zum Frauentag: Immer dienstags in der „sauna“. kat

„die sauna“, Außer der Schleifmühle 76, Oktober bis April (tägl. 16 bis 22 Uhr). Mai bis August auf Anfrage. September nur Freitag und Samstag. Anmeldung unter

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