: "Liebe taz..." Auf den Schwanz getreten - betr.: "Idiotenstübchen", taz vom 10.3.1997
„Idiotenstübchen“, Bericht über Ausstellung Frauen im Konzentrationslager, taz 10.3. Der/die AutorIn läßt sich in diskriminierender und rassistischer Weise über Besucherinnen und Organisatorinnen der Ausstellung aus. Schon der Titel macht mich stutzig. Ist dies zweideutig gemeint oder bezieht er/sie die Bezeichnung „Idiotenstübchen“tatsächlich auf einen durch die Nationalsozialisten geprägten Begriff?
Gleich zu Beginn des Artikels beklagt sich der/die AutorIn, die Ausstellung hätte „ein bißchen zuviel“zu sagen. Von „unzähligen Frauen-Biographien“ist da die Rede. Nach weiteren zwei Sätzen erfährt der/die LeserIn, daß es sich um „fast 20 schwarz-weiß Portraits von ehemaligen weiblichen KZ-Häftlingen“handelt. Dies ist verständlicherweise „ein bißchen zuviel“, vor allem in Anbetracht der Tatsache, daß Millionen von Menschen während des Nationalsozialismus ermordet wurden.
Weiter im Text läßt sich der/die AutorIn nun unverhohlen in rassistischer und diskriminierender Weise über Gruppierungen von Frauen aus, die diese Ausstellung in einem Rahmen besuchen wollen, der die alltägliche Diskriminierung eben dieser „Gruppen“auszuschließen versucht. Nachdem er/sie sich darüber mokiert hat, daß die Ausstellung an einem Tag nur für Migrantinnen, Jüdinnen, schwarze Frauen, Sinti- und Roma-Frauen und dienstags und sonntags nur für Lesben und andere Frauen zu sehen ist, schreibt er/sie weiter: „Soweit, so schlecht. Denn die Ausstellung könnte vor allem ganz normale BremerInnen zum Gedenken anregen und ermahnen“(Hervorhebung von mir). Migrantinnen, Jüdinnen, schwarze Frauen, Sinti- und Roma-Frauen sowie Lesben und andere Frauen sind also keine ganz normalen BremerInnen. Vielen Dank! Daß sich heutzutage immer noch die Mehrzahl auch der sogenannten linken Männer auf den Schwanz getreten fühlt, wenn Lesben, Bi- und andere Frauen einen Raum für sich in Anspruch nehmen, kennt frau ja.
Steffi Winkelmann
Anmerkung der Redaktion: Das Kürzel „kat“steht für Katja Ubben, eine Autorin ohne Schwanz.
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