: Putschgerüchte in Zaire
■ Der Vormarsch der Rebellen treibt das Mobutu-Regime weiter in die Enge
Nairobi (dpa) – Der scheinbar unaufhaltsame Vormarsch der Rebellen in Zaire hat das Regime des krebskranken Staatspräsidenten Mobutu Sese Seko gestern weiter unter Druck gesetzt. Während die seit sechs Monaten von Sieg zu Sieg ziehende Rebellenallianz ADFL die Eroberung von Mobutus Dschungelresidenz Gbadolite sowie der Bergbauregion Shaba – das frühere Katanga – als ihre nächsten Ziele nannte, sprachen westliche Diplomaten in der Hauptstadt Kinshasa von einem bevorstehenden Putsch der Armee.
Nach der Eroberung von Kisangani, der letzten Armeebastion im Osten Zaires, am vergangenen Wochenende tagten gestern in Kinshasa das Kabinett und die höchsten Kommandeure der Armee erneut getrennt voneinander hinter verschlossenen Türen. Führende Politiker bemühten sich offenbar in Erwartung eines Umsturzes, ihre Familien ins Ausland zu bringen.
Augenzeugen berichteten, es habe in Kinshasa in der Nacht zum Montag vereinzelt Feuergefechte gegeben. Sympathisanten des Rebellenführers Laurent Kabila forderten bei mehreren Kundgebungen den Rücktritt der Regierung Zaires. Etwa die Hälfte der Bevölkerung in Kinshasa sei inzwischen für eine Machtergreifung durch die „Allianz Demokratischer Kräfte zur Befreiung von Kongo/Ex- Zaire“ (ADFL), sagten westliche Diplomaten. „Das ist weniger Sympathie für Kabila als vielmehr der Frust mit dem abgewirtschafteten Mobutu-Regime“, meinte ein belgischer Diplomat.
Die ADFL erklärte gestern, das Regime Mobutus sei am Ende. Rebellenchef Kabila forderte über den Rundfunksender der ADFL Frankreich auf, Mobutu nicht länger zu unterstützen. Die Zeit für dessen Rücktritt sei reif. Falls Kinshasa nicht in Verhandlungen eintrete, werde „der Kampf in jede Stadt Zaires getragen“. Kabila ernannte seinen 25jährigen Sohn Joseph zum neuen Gouverneur von Kisangani.
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