„Julius Katzenstein war ein guter Mensch“

■ Buchpremiere: Bremer Rentnerin über ihre Jugend im Nazi-Deutschland von 1932-1946

„Noch einmal davongekommen.“So faßt die Bremerhavener Rentnerin Hildegard Xanke ihr Leben von 1932 bis 1946 zusammen. Vom gleichen Zeitraum handelt der Bericht ihrer Jugend in Berlin und Bremerhaven, den sie jetzt beim Donat-Verlag unter dem Titel „Wer einen Menschen tötet, der zerstört eine ganze Welt!“, herausgab. Das Buch stellt die mittlerweile 76jährige heute öffentlich vor.

„Eine einfache Frau aus dem Volke erzählt in schlichter, ehrlicher Sprache“– so schreibt Bremens früherer Bildungssenator Horst von Hassel das Buch im Vorwort treffend. Tatsächlich weckt das rund 100 Seiten starke Büchlein gemischte Gefühle. Dort wo die Autorin sich als „Ich-Erzählerin“in die damals 15-jährige Hildegard zurückversetzt, klingt sie wenig authentisch. Sie reduziert sich allzu offensichtlich für literarische Zwecke auf die Begriffswelt einer 15jährigen in Nazideutschland. Dadurch wirken das Entsetzen und die Fragen der Jugendlichen von damals nicht wirklich überzeugend. Ihre Wut auf die Nazi-Politik, die bei der heimlichen Abreise der jüdischen Schulfreundin Rosa aufkommt, einer „guten Kameradin“, beispielsweise versinkt ebenso wie die Vertreibung des „guten Menschen“Herr Katzenstein aus seinem Kramladen in Floskeln. Dabei hätte Hildegard Xanke, die später Friedensbewegte, viel mehr zu erzählen. Das wird überall dort deutlich, wo sie aus der Perspektive einer lebenserfahrenen Frau schreibt, der schon 1938 klar war, das es Konzentrationslager gab.

Das Buch wird heute um 20 Uhr in der Neustadtbibliothek vorgestellt