Krise eines Konzerns im Tigerstaat

■ In Süd-Korea macht der Mischkonzern Sammi Konkurs

Seoul/Berlin (AFP/taz) – Nach der hochverschuldeten Hanbo- Gruppe ist ein weiterer großer Mischkonzern in Süd-Korea vom Zusammenbruch bedroht. Die Sammi-Gruppe beantragte unter dem Druck von Milliardenverlusten vor allem im Stahlsektor und hoher Schulden das gerichtliche Konkursverfahren. Die Ankündigung löste Unruhe an der koreanischen Börse aus, die Aktienkurse rutschten am Mittwoch morgen um 1,3 Prozentpunkte ab.

Die südkoreanische Regierung ist nicht allein wegen der Entwicklung im Stahlsektor alarmiert: Bereits im vergangenen Jahr zeichneten sich Einbrüche ab, konkret wuchs der Umsatz nur noch um für Korea niedrige sechs Prozent. Zunehmend verlagern Großkonzerne wie Daewoo und Hyundai Teile ihrer Produktion in die nächst günstigeren Billiglohnländer: Was für Deutschland Japan war und dann für Japan Süd-Korea, sind nun für Süd-Korea wiederum China und Vietnam. Nach einem Bericht der Financial Times will die südkoreanische Regierung am Freitag über Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft beraten.

Bei der Sammi-Gruppe wollen nun die Gläubigerbanken noch retten, was zu retten ist. Der Vorsitzende der Gruppe, Kim Hyun Bai, sagte gestern, der Konkursantrag sei nicht mehr zu vermeiden gewesen, nachdem das Stahlunternehmen und andere Konzernzweige seit Jahren Verluste erwirtschaftet hätten. Die Gläubiger wollen jetzt die Notkredite ausweiten, um den Bankrott zu verhindern, sagte ein Sprecher der wichtigsten Gläubigerbank. Die Sammi-Gruppe hat bei Banken und anderen Finanzinstituten Schulden in Höhe von umgerechnet rund 3,7 Milliarden Mark. Die Vermögenswerte der Firmengruppe werden auf 4,8 Milliarden Mark geschätzt. Fachleute erklärten, daß der völlig überschuldete Stahlbereich der Gruppe für die Lage verantwortlich sei. Bereits im Januar waren einige Tochterfirmen der Hanbo- Gruppe zusammengebrochen.