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Angola mischt angeblich in Zaire mit

■ Regierung und Unita-Rebellen sollen im Nachbarland unterschiedliche Kriegsparteien militärisch unterstützen

Berlin (taz) – In dem Maße, wie sich der Bürgerkrieg zwischen dem Mobutu-Regime in Zaire und der Allianz demokratischer Kräfte für die Befreiung von Kongo/Ex-Zaire (AFDL) ausdehnt, wächst internationale Besorgnis über ein Eingreifen aus dem südwestlichen Nachbarn Angola. Das US-Außenministerium sagte vor wenigen Tagen, Angolas Regierung habe der AFDL auf dem Umweg über Ruanda bis zu 2.000 bewaffnete zairische Exilanten zur Verfügung gestellt. Vor einer Woche hatte Zaires Regierung offiziell Angola der Einmischung beschuldigt – die angolanische Regierung dementierte.

In Zaires Hauptstadt Kinshasa, die von Angola keine 200 Kilometer entfernt liegt, kursieren Berichte über eine Mobilmachung der angolanischen Armee in der kleinen Exklave Cabinda an der Atlantikküste. General Boma, der dortige Truppenkommandeur – der selber gegen eine von Mobutu unterstützte Sezessionsbewegung kämpft –, wolle die Grenze nach Zaire überschreiten, hieß es in der Presse von Kinshasa. Schon seit Monaten wird in der zairischen Opposition darüber spekuliert, daß der AFDL-Sympathisant Jacques Matanda aus dem Norden Angolas in die zairische Westprovinz Bas-Zaire einmarschieren und damit im Bürgerkrieg eine zweite Front eröffnen könnte.

Angolas Regierung unter Präsident Eduardo Dos Santos gehörte lange zum „sozialistischen Lager“, und es kann daher nicht verwundern, wenn sie den ebenfalls aus der Tradition afrikanischer Befreiungsbewegungen stammenden zairischen Rebellen unter Laurent-Désiré Kabila zuneigt. In Angola leben seit den 60er Jahren ehemalige „Gendarmen“ aus der kurzen Zeit der Unabhängigkeit der zairischen Südprovinz Shaba (früher Katanga), die in den 70er Jahren zweimal versuchten, bewaffnet in ihre alte Heimat zurückzukehren. Vor allem sie sollen es sein, die mit der AFDL in Zaire kämpfen.

Zudem herrschte in Angola jahrzehntelang Bürgerkrieg zwischen der Regierung und der Rebellenbewegung Unita unter Jonas Savimbi, der lange vom Westen unterstützt wurde und mit Zaires Präsident Mobutu befreundet ist. Über die Militärbasis Kamina im Süden Zaires wurde Savimbi von den USA bis 1991 mit Waffen versorgt; als die USA Savimbi fallenließen und auf eine Befriedung des südlichen Afrika setzten, finanzierte der Unita-Chef seinen Krieg, indem er Diamanten aus dem von ihm gehaltenen Hochland Angolas über Zaire hinausschmuggelte und exportierte. Angola bleibt bis heute, zweieinhalb Jahre nach dem offiziellen Ende des Bürgerkrieges, faktisch in ein Regierungsgebiet und ein Unita- Territorium geteilt. Ein von der UNO geleiteter Friedensprozeß stockt, und die Regierung hat jüngst behauptet, 30.000 demobilisierte Unita-Kämpfer seien aus den Sammellagern der UNO verschwunden. Zugleich häufen sich Berichte, daß Unita-Mitglieder jetzt auf seiten der zairischen Regierungsarmee kämpfen.

Diplomaten in Angolas Hauptstadt Luanda berichten von schweren Verlusten der Unita-Truppen, als diese an der vergeblichen Verteidigung der inzwischen von der AFDL eroberten zairischen Städte Bunia und Kisangani mitwirkten. Und in den letzten Tagen wird über Truppenbewegungen aus dem Unita-Gebiet in die zairische Südprovinz Shaba berichtet, wo die AFDL derzeit am schnellsten vorrückt. Während Zaires Regierungsarmee die Hauptstadt von Shaba, Lubumbashi, in Erwartung eines Einmarsches der Rebellen am kommenden Wochenende bereits geräumt hat, äußerte US-Außenamtssprecher Nicholas Burns seine „Besorgnis“ über „bewaffnete Männer, die über die angolanisch-zairische Grenze kommen“. Dominic Johnson

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