Die Aufbauarbeit der Totgesagten

■ Der FC St. Pauli gewinnt mit 1:0 beim 1. FC Köln

Der FC St. Pauli, von vielen schon abgeschrieben, hat sich im Abstiegskampf zurückgemeldet. „Totgesagte leben eben länger“, bilanzierte Kapitän Carsten Pröpper freudig nach dem hochverdienten 1:0-Sieg beim 1. FC Köln. Ohne spielerischen Glanz, aber mit einer soliden kämpferischen Leistung sicherten sich die Hamburger drei Punkte. Die Arbeitstiere von Trainer Uli Maslo mit ihrer vielbeinigen Abwehr ließen sich durch die launische Diva vom Rhein nicht beirren. Der alte Mannschaftsgeist der Pauli-Spieler scheint noch zur rechten Zeit aus der Schublade geholt worden zu sein.

Die Gastgeber hatten kaum nennenswerte Torchancen. Mehr durch Zufall als durch Können zwang Vladoiu St.-Pauli-Keeper Klaus Thomforde in der 48. Minute, seinen Schuß an den Pfosten zu lenken. Insgesamt verbrachte der Gäste-Schlußmann jedoch einen fast geruhsamen Nachmittag.

Effektiver und engagierter spielten die Gäste. Mit einfachen fußballerischen Mitteln war jeder Pauli-Profi mit dem Herzen bei der Sache. Das Siegtor in der 27. Minute entsprang sogar einem durchdachten Spielzug. Goldköpfchen war Nikolai Pisarew, der nach einem Eckstoß von Thomas Sobotzik und der Verlängerung durch André Trulsen das Leder aus einem Meter Distanz über die Linie drückte.

Für ihren Hochmut wurden die Kölner nicht nur vom Gegner gnadenlos bestraft. Die „St. Pauli“-Rufe aus der Kölner Kurve waren nicht nur Nettigkeiten wegen der Fan-Freundschaft, nein, der FC-Mob in der Südkurve hatte ob dieser einfallslosen Kickerei die Schnauze von den „Scheiß-Millionären“voll: „Wir wollen vernünftigen Fußball sehen.“FC-Vizepräsident Bernhard Worms meinte konsterniert: „Eine solche Publikumsreaktion gab es noch nie.“

Auch noch nie hatten die Kicker vom Millerntor aus Köln nur ein einziges Pünktchen mitnehmen können – bis vorgestern. „Darauf können wir aufbauen. Wenn wir weiter so konzentriert zur Sache gehen, können wir es noch schaffen“, meinte Abwehrspieler Holger Stanislawski erleichtert.

Das nächste „Heim“spiel ist schon am Gründonnerstag, wenn Meister Dortmund ins Volksparkstadion kommt. Mit einer ähnlichen Hingabe wie in Köln könnte es auch hier zu einer Überraschung reichen. Harald Bleyer

1. FC Köln: Kraft – Kostner – Schmidt, Baumann – Steinmann, Hauptmann, Oliseh, Munteanu, Andersen – Polster (65. Gaißmayer), Vladoiu.

FC St. Pauli: Thomforde – Dammann – Trulsen, Stanislawski – Pedersen (89. Emerson), Sobotzik, Pröpper, Scherz, Bochtler – Pisarew (79. Hanke), Scharping (72. Schweißing).

Schiedsrichter:
Berg (Konz). Zuschauer: 23.000.

Tor: 0:1 Pisarew (27.)