Gemeinsam lauter bellen

■ Auf Kampnagel wurde das Programm des Tanz- und Theaternachwuchsfestivals „Junge Hunde '97“vorgestellt

Der Frühling kommt, und da sind sie wieder: die Jungen Hunde, die gar nicht süß und verspielt sein wollen, sondern spielen wollen und zwar laut. Zum fünften Mal seit 1993 stellt Kampnagel mit dem in Hamburg längst etablierten und auch im Ausland an Beachtung gewinnenden Junge Hunde-Festival internationalen Tanz- und Theaternachwuchs vor. Vom 16. April bis zum 10. Mai wird 13 Projekten von neuen Theatermachern die Chance gegeben, so durchdringend zu bellen, herzergreifend zu jaulen oder mit solcher Lust ins Publikum zu pinkeln, daß fortan ihr Revier als abgesteckt gelten kann.

Auf einer Pressekonferenz stellten Res Bosshart, künstlerischer Leiter Kampnagels, und die Dramaturgin Sabine Gehm gestern das diesjährige Festival-Programm vor, das sie mit einem Etat von 130.000 Mark realisierten. Dabei wurde deutlich, daß sich Junge Hunde in erster Linie als Produktionsfestival begreift; neben fünf Gastspielen aus Großbritannien (Jonzi D., Sean Tuan John), Dänemark (Thomas Hejlesen), Italien (Rebecca Murgi) und den Niederlanden (Mischa van Dullemann u. a.) kommen neun deutsche Produktionen auf die Bühne, die alle in Hamburg produziert werden. Dieses Konzept birgt natürlich Risiko: Wenn unbekannte Theatermacher mit kleinem Budget und kurzen Probenzeiten Stücke erarbeiten, die beim Festival erstmalig gezeigt werden, kann für Erfolg nicht garantiert werden.

Das aber ist auch nicht Aufgabe eines Nachwuchs-Festivals, besonders nicht, wenn es sich als „Forum der Begegnung“versteht. Viele Gespräche mit dem Publikum sollen die Arbeiten transparent machen sowie „unkonventionelles Theater“und den englischen Begriff der „Life Art“diskutieren.

Rund 40 Anträge von Theatermachern, die ihre Projekte bei den Jungen Hunden präsentieren wollten, gingen auf Kampnagel ein; fünf bekamen den Zuschlag: Matthias v. Hartz für Headstate, Alexis Alatis für Iokastes Schatten, Sebatian Grobler für Licht, der Copy Club für Dreamcity und Wolfgang Feindt/Sabine Mohr für Die Rätsel der Turandot. Außerdem werden die Arbeiten der Absolventen des Regie-Studiengangs der Uni Hamburg gezeigt: Meine erste Frau hieß Zwieback von Sandra Strunz, TerrorSpiel von Nikolas Steman, Underground von Oliver Schamberger und Antigones Sache von Necla Akgün. Die Gemeinsamkeit dieser unterschiedlichen Projekte läßt sich nur negativ benennen: Keines ist ein konventionelles Sprechtheater. Die einzelnen Produktionen stellen wir im April ausführlich vor. Christiane Kühl