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Konfusion in Kinshasa

■ Zaires neuer Premierminister geht auf Konfrontationskurs zu Mobutu

Kinshasa (AFP/AP/taz) – Nur zwei Tage nach seiner Amtsübernahme stand Zaires neuer Premierminister Etienne Tshisekedi gestern offenbar wieder kurz vor der Entlassung. Anhänger von Präsident Mobutu Sese-Seko kündigten ein parlamentarisches Mißtrauensvotum gegen Tshisekedi an, nachdem dieser am Donnerstag die Auflösung des amtierenden Übergangsparlaments angekündigt hatte. Tshisekedi veröffentlichte ferner eine Kabinettsliste, der kein einziger Mobutu-Parteigänger angehörte, in der aber sechs Posten für die Rebellenbewegung AFDL reserviert waren. Zugleich nannte er AFDL-Führer Laurent Kabila seinen „Bruder“ und meinte, die geplanten Allparteiengespräche am Wochenende in Südafrika seien jetzt „nutzlos“.

Die AFDL lehnte das Angebot zur Regierungsbeteiligung ab und wies darauf hin, daß sich Tshisekedi mit seiner Annahme des Premierministeramtes auf die Seite Mobutus geschlagen habe. Aber ein Sprecher der Mobutu-Partei MPR erklärte Tshisekedi kurzerhand für „verrückt“ und sagte in grandiosem Understatement: „Ich glaube, wir bewegen uns auf eine Krise zu.“

Mobutus Sicherheitsberater Honoré Ngbanda ist inzwischen als Leiter der zairischen Regierungsdelegation zu den geplanten Verhandlungen mit den Rebellen nach Südafrika abgereist. Von Rebellenseite kommt eine zweiköpfige Abordnung unter der Leitung des AFDL-Außenministers Bizima Karaha. Gestern deutete sich an, daß der für Samstag geplante Beginn der Gespräche verschoben werden könnte. Ein Sprecher des südafrikanischen Außenministeriums wollte nicht einmal bestätigen, daß die Gespräche am Sonntag beginnen könnten.

Währenddessen steht die zairische Diamantenstadt Mbuji-Mayi in der Provinz Kasai kurz vor dem Fall. Die Regierungstruppen begannen gestern mit der Plünderung der Stadt, wie sie es jedesmal tun, bevor sie einen Ort kampflos den Rebellen überlassen.

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