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Tierrechte – ein Jahrtausendprojekt?

■ betr.: „Ein Oster-Opfer als Politik ersatz“, taz vom 26.3. 97

[...] Welch pastorales Idyll, das den gescholtenen radikalen Vegetariern wohl dahingehend zureden soll, Kitsch und Ideologie adieu zu sagen und sich endlich der Tiefgründigkeit des bayrischen Stadtmenschen zu befleißigen. Was ist dies nun aber anderes als Weltanschauung und Wertung, wie wir sie eben alle irgendwie und besonders dann in Anspruch nehmen, wenn wir unseren Nächsten der Ideologie zeihen wollen? Und was muß man von der Toleranz der Autorin halten, der es offensichtlich schlichtweg zuwider ist, wenn Tierschützer sich in ihrer Betroffenheit (auch so ein kitschtriefendes Wort) nicht anders zu helfen wissen, als sie ganz persönlich durch „bösartig-sentimentale“ Todesanzeigen für jederlamm oder den ver-rückten Auschwitzvergleich aus ihren zarten carnivoren Träumen zu reißen versuchen? Genau das ist ja Sinn und Zweck eines beileibe nicht nur aus dieser Ecke gebetsmühlenhaft und gefühlsduselnd vorgetragenen Angriffs auf die Befindlichkeit der je anderen Ideologen. Wer in dieser unerträglichen Seichtigkeit des Seins und verblendet durch den herrschenden Götzen „Mein (Schweine)Bauch gehört mir“ nicht einmal mehr das Mitleiden einer – zumindest bei diesem Thema – hellfühlenden Jugend zur Kenntnis nehmen will, der sollte sich wenigstens dadurch auszeichnen, dem beim Kontrahenten ausgemachten Tierkitsch (bekanntlich ja die Abwesenheit von Tiersch...) nicht selbst zu erliegen. Aber auch das ist Christiane Grefe gründlich mißlungen. Zum alljährlichen Osterlamm wünsche ich ihr daher den gesegneten politisch korrekten Appetit, dessen sie allemal behufs ihrer Entscheidung bedarf, mit welcher Partei von Wölfen sie denn in Zukunft – ihres Ethos wegen – zu heulen gedenkt. Clemens Scharf

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