piwik no script img

Unterm Strich

Mit einer einstweiligen Verfügung will die Landmark- Education GmbH, eine internationale Vereinigung für Psychotechniken, dem Deutschen Taschenbuch Verlag (dtv) die Veröffentlichung einer Neuerscheinung untersagen. Es handelt sich dabei um das Buch „Das Forum. Protokoll einer Gehirnwäsche“ von dem Physiker Martin Lell. Der Verlag sieht in dem Buch einen notwendigen Diskussionsbeitrag zu den Vorgängen um die Landmark-Vereinigung. Die Verhandlung findet am 16. April in München statt, teilte der Verlag am Montag mit. In der gerichtlichen Auseinandersetzung sollen dtv vor allem die Bezeichnungen „Gehirnwäsche“ und „Psycho-Konzern“ als geschäftsschädigend untersagt werden. Das umstrittene Buch soll Anfang Mai erscheinen. Der Autor hatte im Sommer 1995 an einem Wochenendtraining der Psychovereinigung teilgenommen und darüber ein Protokoll verfaßt, nachdem er psychisch und physisch zusammengebrochen war.

Rechtschreibreform auf spanisch. Zum Auftakt des ersten internationalen Kongresses der spanischen Sprache hat der kolumbianische Schriftsteller Gabriel Garcia Márquez zur Modernisierung des Spanischen aufgerufen. „Die spanische Sprache muß sich auf eine Zukunft ohne Grenzen vorbereiten“, sagte Garcia Márquez am Montag vor rund 200 Kongreßteilnehmern in der zentralmexikanischen Stadt Zacatecas. Die Modernisierung des Spanischen sei eine historische Pflicht, „nicht wegen der wirtschaftlichen Vormachtstellung, wie bei anderen Sprachen, sondern wegen seiner Vitalität, kreativen Dynamik, seines kulturellen Reichtums, seiner Kraft zur schnellen Expansion“. Márquez, Autor von „Hundert Jahre Einsamkeit“ und Träger des Literaturnobelpreises, richtete einen Appell an seine Zuhörer: „Ich wage es, vor dieser weisen Versammlung eine Vereinfachung der Grammatik anzuregen, bevor die Grammatik uns vereinfacht. (...) Schicken wir die Orthographie in Rente, diesen Terror der Menschheit seit der Wiege. (...) Laßt uns einen Vertrag zwischen g und j schließen, der die jeweiligen Grenzen markiert, und laßt uns mit mehr Bedacht die Akzente setzen.“ Die spanische Sprache sei derart reichhaltig und dynamisch in ihrer Entwicklung, daß sie nie „in ihre Haut gepaßt“ habe, sagte Garcia Márquez. Als Beweise für den Reichtum seiner Muttersprache führte der Schriftsteller an, daß beispielsweise das Wort „pasar“ 54 verschiedene Bedeutungen haben kann. Überdies gebe es in Ecuador 195 verschiedene Bezeichnungen für das männliche Geschlechtsorgan. Der Kongreß wurde am Montag von Mexikos Präsident Ernesto Zedillo und dem spanischen König Juan Carlos I. eröffnet. Thema der bis zum Freitag dauernden Konferenz ist die aktuelle Situation des Spanischen und die Veränderungen und Herausforderungen, denen die Sprache durch die modernen Technologien ausgesetzt ist.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen