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Wohin mit dem Asbest aus der Marsch?

■ Hemelinger Marsch wird teuer: Bodenuntersuchung fördert Bauschutt, Öl und Asbest zutage

Nach einem der Umweltbehörde vorliegenden Gutachten birgt die politisch umstrittene Hemelinger Marsch nun auch ein ökologisches Problem. Im Auftrag der Hibeg fand das Bremer Ingenieurbüro GfL im Bereich des geplanten neuen Gewerbegebietes Produktionsreste der Firma Borgward (Kunstleder), Asbestzement (Toschi), Bauschutt, Öl und anderen gewerblichen Müll. Zumindest die Entsorgung des Asbestzementes, so der TÜV Nord in Hamburg, kann nicht so abgewickelt werden, wie es sich die Umweltbehörde vorstellt.

Die Untersuchungen waren notwendig geworden, nachdem bei Arbeiten zur Kampfmittelbeseitigung unbekannte Müllobjekte im Boden geortet wurden. Alte Hemelinger wissen, daß Ende der 50er Jahre ein naher Müllberg in der Marsch verbuddelt worden war. Obwohl nach Auskunft eines Sprechers der Gutachterfirma die Untersuchungen noch nicht völlig abgeschlossen sind, sagt Dr. Rolf Wundes vom Referat Altlasten der Umweltbehörde: „Die Bevölkerung war zu keiner Zeit gefährdet. Das Gutachten zeigt uns im wesentlichen, was an Material in Hemelingen vergraben liegt. Die wenigen, wirklich kontaminierten Stoffe können wir gut managen.“Es sei denn, im Acker lauerten weitere Überraschungen.

Die Altlasten in dem ca. 15 Hektar großen Gebiet sollen abgetragen werden, damit Banken als Kreditgeber nicht durch mögliche Boden-Risiken abgeschreckt werden. Außerdem wären die geplanten Gewerbeflächen für den Bau großer Hallen „technisch nicht belastbar“, erklärt Wundes. „Wir werden den Müll raufholen, trennen, sortieren, und wiederverwenden, etwa den Bauschutt und den Asbest brechen und als Staßenschotter auslegen,“so Dr. Wundes weiter.

Der TÜV-Nord in Hamburg, zuständig für Asbestentsorgung im norddeutschen Raum, will das gar nicht glauben. Dietmar Fröhling von der Gesellschaft für Umweltschutz im TÜV-Nord: „Laut Chemikalienverbotsverordnung ist heute eine Verarbeitung und das in- den-Verkehr-Bringen von asbesthaltigen Stoffen untersagt.“Man könne zwar darüber diskutieren, was „in den Verkehr bringen“konkret bedeute, aber solange es Alternativen zur Sanierung von Asbest gäbe, müßten diese berücksichtigt werden. „In Bremen sollte man überlegen, zumindest den Asbest unbehandelt und gut versiegelt für immer abzulagern“, schlägt Fröhling vor. „Dann ist das Brechen nicht notwendig, dabei entsteht ja gerade der gefährliche Asbeststaub. Als Straßenunterlage ist Asbest nicht endgültig abgelagert.“

Laut TÜV Nord und dem Bremer Gewerbeaufsichtsamt dürfen bei Entsorgungsarbeiten mit gebundenem oder ungebundenem Asbest nur Firmen berücksichtigt werden, die dafür besonders qualifiert sind.

Noch liegt kein konkretes Ent-sorgungprogramm vor. Bei 300.000 Kubikmetern zu bewegendem Boden „wird das eine Millionensache“, sagt Dr. Wundes. Diese Kosten, so die Umweltbehörde, sollen auf den Kaufpreis der Gewerbeflächen aufgeschlagen werden. Das Bauressort meldet, daß der Bebauungsplan weit vorangeschritten ist. Es gäbe schon Bewerber für die Ansiedlung. Auch Randgebiete des umstrittenen Vogelschutzgebietes seien von der Planung betroffen, sagt Sprecher Hartmut Spiesecke.

Bisher gibt es aber noch keinen Hinweis, daß die EU die Korrektur der Vogelschutz-Anmeldung akzeptiert hätte. schu

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