■ Kommentar: Fraktionslos glücklich
Arm, aber glücklich ist sie nun, die Statt Partei. Besser im Schlepptau der SPD als unter der Fuchtel Wegners. Lieber kein Geld als gar nicht in der Regierung. Auch Markus Wegner dürfte froh sein, daß beide Ohren am rechten Platz sitzen und nicht mehr durch Parteikollege Obermeiers Schwert namens „Fraktionsdisziplin“ einer ständig drohenden Amputation ausgesetzt sind.
Die SPD ist sowieso glücklich, daß es zwischen grün und schwarz die farblosen Grauen gibt. Denen reicht man die ganze Hand, und sie nehmen trotzdem nur den kleinen Finger. Und außer Wegner würde auch niemand hineinbeißen.
Auch die CDU ist nicht so richtig unglücklich; Neuwahlen kommen aus historischen Gründen – siehe CDU-Rebell Wegner – nicht infrage. Und Erneuerungsheld Ole von Beust möchte sich auch lieber erst einmal den Frankfurter Sieg der Petra Roth genauer ansehen, um sich in zwei Jahren selbst zum Elb-König krönen zu lassen, anstatt Voscheraus Adjutant in einer Großen Koalition zu werden.
King Henning selbst liegt es am Herzen, noch schnell alle verkehrs- und umweltpolitischen Weichen falsch zu stellen, bevor er sich bei den nächsten Wahlen 1997 womöglich auf etwas Grünes einlassen muß.
Selbst die GAL schreit ziemlich kleinlaut nach Neuwahlen; lieber ein heißer Sommer in der Toskana als im Wahlkampfbüro.
Der Größte Anzunehmende Unfall der Regierungskooperation ist also glimpflich ausgegangen – hitzefrei für alle.
Silke Mertins
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