■ Vorschlag: Andere Geschichten: Israelische Literatur im Haus der Kulturen
Wenn hierzulande israelische Autorinnen und Autoren auftreten, geht das selten ohne pädagogisches Gefuchtel und reichlich gute Vergangenheitsbewältigungsvorsätze seitens der Veranstalter ab. Versöhnungswille und die demonstrative Sorge um den Fortgang des Friedensprozesses im Nahen Osten sind Pflicht, die Literatur aber hat es dann schwer, aus den vorgegebenen Rezeptionsmustern auszubrechen und mehr zu sein als nur ein instrumentelles Transportmittel der Völkerverständigung.
Auch die Woche der israelischen Literatur im „Haus der Kulturen der Welt“, die gestern mit einer Lesung von Amos Oz begann, kann der pädagogischen Versuchung nicht ganz widerstehen. Die Lesereihe unter dem Motto „Eine andere Geschichte“ wendet sich vor allem an Jugendliche und versammelt vorwiegend Autoren, die auch Kinder- und Jugendbücher schreiben. Man muß „bei jungen Menschen ansetzten, da sie ohne die Befangenheit der Älteren Israel begegnen können“, meint Mirjam Morad, eine der Initiatorinnen der Lesereihe. Deshalb lesen die israelischen Autoren auch in Berliner Schulen, deshalb wird die Woche am Samstag mit einer Podiumsdiskussion zwischen Sami Michael, Yael Rosman, Nava Semel und „Berliner Jugendlichen“ zu Ende gehen. Das vorgegebene Thema klingt allerdings ziemlich altbacken: „Israel und Deutschland – Schlußstrich oder schmerzhafte Annäherung?“ Vielleicht gibt es ja auch noch eine andere Alternative.
Garant für eine muntere Diskussion ist vor allem Sami Michael, 1926 in Bagdad geboren, seit 1949 in Israel. Nach eigenem Bekunden wäre er froh, wenn die Welt Israel endlich vergessen könnte. Nur über unglückliche Länder müßten wir ohne Ende debattieren, nur die Hölle sei interessant. Michael liest morgen um 19 Uhr im Centrum Judaicum aus seinem 1996 auf deutsch erschienenen Roman „Eine Trompete im Wadi“. Alle anderen Lesungen (von Nava Semel, David Schütz, Yael Rosman, Uri Orlev, Raya Harnik und Dorit Orgad) finden im Haus der Kulturen der Welt statt, jeweils um 20 Uhr. Jörg Magenau
Bis 19.4., genaue Termine unter Telefon 397870. Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10
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