piwik no script img

Unterm Strich

Von wegen Quasselbude: Der Bundestag wird an diesem Freitag erstmals über die Rechtschreibreform debattieren. Er folgt damit einem Antrag von rund 50 Abgeordneten aus CDU/CSU, FDP und SPD, den der Hannoveraner FDP-Politiker Detlef Kleinert initiiert hat. Der Bundestag soll danach die von der Kultusministerkonferenz der Länder beschlossene Neuregelung der deutschen Rechtschreibung ablehnen. Gleichzeitig wird die Bundesregierung aufgefordert, die neuen Schreibweisen nicht in der Amtssprache der Behörden anzuwenden. Wie in den Gedenkfragen tun sich auch hier Koalitionen auf, die sich nicht unmittelbar der gewohnten politischen Trennlinien bewegen. Zu den prominenten Unterstützern des Antrags zählen bei der CDU ihr stellvertretender Fraktionsvorsitzender Heiner Geißler und Friedhelm Ost und Heinrich Lummer, bei der SPD Ottmar Schreiner. Auch der Vorsitzende des Bundestags-Geschäftsordnungsausschusses, Dieter Wiefelspütz (SPD), hat den Antrag unterzeichnet. Als der Bundestag zuletzt Ende der achtziger Jahre die Enquetekommission „Bildung 2000“ eingesetzt hatte, mußte zunächst wegen eines Einspruchs des rheinland-pfälzischen Landtags vom wissenschaftlichen Dienst eine Expertise erstellt werden, ob das Bundesparlament sich überhaupt mit Fragen des Schulunterrichts beschäftigen darf.

Den Rechtschreibreform-Gegnern ist klar, daß selbst durch eine förmliche Ablehnung im Bundestag die Einführung der neuen Schreibweise in den Schulen nicht gestoppt werden kann. Sie fordern deshalb mit ihrem Antrag die Landesparlamente auf, „in entsprechender Weise tätig zu werden“.

Bischofferode ist überall: Nach elf Tagen haben die Musiker der Thüringen-Philharmonie in Suhl ihren Hungerstreik beendet. Die Schließung soll verhindert werden, in dem das Land 3,5 Millionen Mark und die Stadt 1,5 Millionen Mark zur Verfügung stellen. Mit einem „erheblichen finanziellen Verzicht“ wollen die Orchestermitglieder zudem die Existenz der Philharmonie sichern. Mit dem Hungerstreik, an dem sich zunächst 20 der 74 Orchestermitglieder beteiligt hatten, sollte ein Zeichen gegen das Ende des Thüringer Orchesters gesetzt werden. Die Arbeitsverträge der 74 Philharmoniker gelten noch bis Ende Juli dieses Jahres, danach übernimmt eine Stiftung.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen