: Wie die Sonne zum Jobknüller wird
■ Studie: 21.000 Arbeitsplätze durch Solar-Förderung
Berlin (taz) – Eine entschlossene Förderung von Solar- und Windenergie bis zum Jahr 2010 brächte nicht nur eine Entlastung der Umwelt, sondern auch 21.000 Arbeitsplätze. So das Ergebnis einer Studie von Greenpeace und dem Freiburger Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme. Das würde über die bisherige Stromeinspeisevergütung hinaus insgesamt 13,7 Milliarden für Solaranlagen und vier Milliarden Mark für Windräder im Binnenland kosten – gerechnet bis 2035, denn die Laufzeit der Solarzellen wird mit 25 Jahren angesetzt. Zum Vergleich: Die Steinkohle wird allein in diesem Jahr mit fast elf Milliarden Mark subventioniert – für derzeit noch 88.000 Jobs.
Selbst wenn man das ganze Geld schon bis 2010 über die Stromrechnung eintreibt, erhöht die sich bloß um einen Viertelpfennig pro Kilowattstunde. „Das sind gerade zehn Mark im Jahr pro Vierpersonenhaushalt“, rechnet Sven Teske von Greenpeace vor. Zwar scheiterte der Kohlepfennig schließlich am Verfassungsgericht, doch die neue EU-Richtlinie zum Energiemarkt läßt eine vorrangige Einspeisung erneuerbarer Energien und eine Umlage der Mehrkosten auf den Strompreis zu.
Die Windenergiehersteller leiden zur Zeit unter der unsicheren Zukunft der Förderung. Bei Solarzellen ist noch eine hohe Anschubfinanzierung nötig. Die Bundesmittel sind aber stark begrenzt: 1996 mußte das Bundeswirtschaftsministerium 600 Anträge ablehnen mangels Geld, für 1997 waren die Mittel bereits im Januar alle. „Wichtig ist daher das Signal für die Hersteller“, erklärt Teske, „wir wollen ein langfristiges Programm.“
Doch der Regierungsentwurf für das Energiewirtschaftsgesetz, das am Donnerstag in erster Lesung im Bundestag beraten wird, sieht keinen Vorrang für Sonne und Wind vor. Im Gegenteil: Rexrodts Wirtschaftsministerium will sogar die Einspeisevergütung stark kürzen. Nach dem Greenpeace- Szenario könnten dabei durch eine Mischung aus Anschubfinanzierung und erhöhter Vergütung pro Kilowattstunde bis 2010 fünf Prozent des Stromes aus Wind und Sonne kommen.
Ab 2011 wäre dann der Solarstrom in privaten Haushalten mit 54 Pfennig pro Kilowattstunde kaum teurer als konventionell erzeugter Strom, sagt Volker Hoffmann vom Fraunhofer-Institut. Der wird dann nach Greenpeace- Schätzungen für Privatkunden auf etwa 40 Pfennig gestiegen sein. Matthias Urbach
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