: Ringelreihen der Stromkonzerne
■ Warum die HEW schwedische Wasserkraft kaufen und warum gerade das kein Atomkraftwerk überflüssig macht
Mit der Beteiligung der Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) an dem schwedischen Energieversorger Sydkraft (taz vom 15.4.) wächst zusammen, was nicht zusammengehört. So sehen es Energieexperten vom BUND bis zur CDU. Denn die Verbindung ist nur ein Teil eines Puzzles: Norddeutsche und skandinavische Energiekonzerne wollen den Strommarkt in Nordeuropa unter sich aufteilen – statt miteinander zu konkurrieren.
Beteiligt an dem Ringelreihen sind vier Konzerne, darunter die Hannoveraner Preag und die HEW. Diese beiden „wollen sich billige Wasserkraft in Skandinavien sichern“, sagt Holger Krawinkel von der Energiestiftung Schleswig-Holstein. Der norwegische Staatskonzern Statskraft, der ebenfalls Anteile an Sydkraft hält, liefert eine Kilowattstunde Strom für drei Pfennige; Großkunden in Deutschland zahlen das Dreifache.
Mit dem Billigstrom aus Skandinavien können HEW und Preag eine Mischkalkulation betreiben, prophezeit Krawinkel: Die teuren Kohle- und Atomkraftwerke laufen weiter, der Strompreis kann jedoch durch die Zukäufe aus Skandinavien gesenkt werden. Ergebnis: Leichte Preissenkungen für deutsche Verbraucher oder, nicht ganz unwahrscheinlich, deutliche Preisnachlässe für wenige Großabnehmer, also die Industrie. Mit der Öffnung des Energiemarktes 1998 könnten die Skandinavier versuchen, auf eigene Rechnung Billigstrom in Deutschland zu verkaufen. Aber sie wollen mit den deutschen Knzernen lieber kooperieren: Denn auch ihnen kann, nach schneearmen Wintern, das Wasser ausgehen – und dann benötigen sie Atom-Strom aus Deutschland.
Noch vor wenigen Jahren träumten AKW-Gegner von der nordeuropäischen Strom-Connection. Ihre Hoffnung: Mehr Wasserkraft gleich weniger AKWs. Diese Rechnung geht nicht auf. Und wird von den HEW nach eigenen Angaben auch nicht betrieben. Denn Wasserstrom fließt weniger gleichmäßig als Atomstrom. Die Grundversorgung läßt sich damit nicht abdecken. „Außerdem lenkt das nur von der wichtigsten Energiequelle ab: dem Energiesparen“, so Georg Löser vom BUND.
Auch Hamburgs CDU betrachtet das Stromopoly mit Skepsis. Ihr energiepolitischer Sprecher Roland Salchow hat ein „latent komisches Gefühl“bei gegenseitigen Firmenkäufen, „solange wir nicht wissen, ob das Kartellamt mitspielt“. Und: „Die Energieversorger haben mit der vermaledeiten Kernenergie gut verdient.“Anstatt dieses Geld in anderen Firmen anzulegen, sollten die Strommultis lieber alternative Energien subventionieren. Achim Fischer
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