Unterm Strich

Was der Kernkraft nicht gern zugemutet wird, muß die Kunst schon aushalten: Ruhig und ohne Störungen ist am Sonntag im oberbayerischen Feldafing der Bürgerentscheid über das umstrittene Buchheim-Museum angelaufen. Rund 3.100 Wahlberechtigte sollen darüber abstimmen, ob die wertvolle Kunstsammlung des Buchautors, Malers und Verlegers Lothar-Günther Buchheim (U-Boot-Buchheim) in seinem Wohnort am Starnberger See eine neue Heimstatt finden soll. Angaben über die Wahlbeteiligung lagen der Gemeinde noch nicht vor.

Sollte sich die Mehrheit gegen das Museum aussprechen, wäre das Projekt nach der bayerischen Gemeindeordnung für drei Jahre blockiert. Befürworter und Gegner liefern sich seit Jahren erbitterte Kämpfe. Zuletzt hatte sich sogar Ministerpräsident Edmund Stoiber persönlich für das „Museum der Phantasie“ eingesetzt. Ist doch so kleines Feldafing: Die Museumsgegner befürchten vor allem ein Verkehrschaos, wenn jährlich – wie von ihnen geschätzt – bis zu 350.000 Besucher nach Feldafing strömen. Die Befürworter halten diese Zahl für überzogen und rechnen mit höchstens 50.000 Interessierten im Jahr. An dem rund 40 Millionen Mark teuren Projekt auf dem Gelände der staatseigenen Maffei-Villa beteiligen sich das Land und der Heidelberger Kunstmäzen Roland Ernst, der den auf zwanzig Millionen Mark geschätzten Neubau finanziert.

Und sie lesen doch: Der Welttag des Buches wird am 23. April in 120 Ländern begangen. In Australien und Kanada soll dabei ebenso für Lesen und Bücher geworben werden wie in Spanien, Griechenland, Schweden, Österreich und der Schweiz. In Deutschland haben der Börsenverein für den Deutschen Buchhandel und die Stiftung Lesen zahlreiche Veranstaltungen rund um das Buch vorbereitet, was ja ganz eindeutig für Hingucker, Reinzieher und echte Schocker garantiert. Im Zentrum der Aktionen in der Bundesrepublik steht das Taschenbuch Ich schenk Dir eine Geschichte (Omnibus- Verlag, München), das in einer Auflage von einer halben Million Exemplaren erscheint und in 2.500 Buchhandlungen kostenlos verteilt wird. Moderner wäre ja gewesen: „Ich hab' dir nie eine Geschichte versprochen“ oder „In einer stillen Nacht blieb ich doch lieber in meinem dunklen Haus und aus dem Lesen macht' ich mir nichts draus.“