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Die Baumarktbeilage. Heute: „Schädlingsbekämpfung“ Von Fritz Eckenga

Guten Tag. Mein Name ist Peter- Hans Kaltenbecher. Als Leiter einer führenden Filiale einer namhaften Baumarktkette im westlichen Westfalen, also östliches Ruhrgebiet, was aufs selbe rauskommt, möchte ich sozusagen einmal aus professioneller Perspektive eine Stellung beziehen zum Problem der kalendarisch jetzt wieder bedrohlich näherrückenden Schädlingsbekämpfungsperiode in der privaten außerhäuslichen Umgebung, also: der Garten.

Was soll ich dazu sagen!? Ich muß es ja wissen, bin ich doch als Ansprechautorität wie ein Fels in der Brandung im Zentrum des Debakels meiner es an den Nerven habenden Kundschaft, die wie jedes Jahr um diese Zeit auch bereits jetzt wieder nägelkauend mir im Weg rumsteht und fachmännischen Beistand erfleht, worauf sie sich ungezieferabwehrtechnisch in dieser Saison einzurichten hat. Und da kann ich jetzt einmal ganz pauschal eine beruhigende Entwarnung blasen, weil der jetzt hinter uns liegende Winter im unübersichtlichen Reich der im Erdreich überwinternden Kleinstlebewesen durch sein knüppelhartes Dauerfrostregiment eine segensreiche Verwüstung ohnegleichen hinterlassen hat. Sozusagen einen eiskalten Overkill, der alle Parasitenbataillone, die ihre Schützengräben nicht tief genug in den Mutterboden gegraben haben, samt und sonders fortpflanzungsunfähig, weil tot gemacht hat.

Zum Beispiel können sich die Rosenfreunde auf eine friedliche Wachstums- und Blühperiode einrichten. Vergessen kann man in diesem Frühjahr/Sommer die schrecklichen Horrorbilder der vergangenen Hundsjahre. Etwa die der unaufhörlich die Rosenstengel rauf- und runtermarschierenden Ameisenarmeen, die unterhalb der Blütenansätze ihre ekelhaften, wie blasenwerfende schwarzgrüne Pockenpest anmutenden Läusekolonien angelegt haben. Lebende Ameisentankstellen, schleimige Wirtstiere am schrecklichen Ende der unsentimentalen Nahrungskette, glibbrige Kreaturen, die von ihrer schmarotzenden Herrschaft acht Stunden täglich gemolken werden und denen nur in der Mittagspause Zeit gelassen wird, sich selbst zu verpflegen, was dazu führt, daß sie sich in einem wahnsinnigen Tempo schmatzend über Rosenblatt und -blüte hermachen, anschließend kopulieren und noch im gleichen Atemzug Nachwuchs gebären, noch schlimmer und rasanter, als man es aus der sprichwörtlichen Karnickelwelt kennt. Ein gräßlicher Kreislauf, der das schöngeistige Auge jedes Gartenbesitzers beleidigt und der deswegen zu Recht mit schadenfreudiger Genugtuung, aber auch mit großer Dankbarkeit dem vergangenen Winter nachträglich auf die eiskalten Schultern klopfen darf.

Und sollte sich entgegen aller Erwartung doch noch ein mutiertes Lauslebewesen über den Frost gerettet haben, verkneifen Sie sich unangebrachtes Mitleid. Zögern Sie nicht, meine diesbezüglichen chemischen Wunderwaffen in Anspruch zu nehmen und für das Gute, Schöne und Augenschmeichelnde bis zum bitteren Ende der Parasitenherrschaft zu kämpfen. In mir haben Sie einen allzeit treuen Waffenbruder, der Ihnen gegen ein kleines Entgelt für die Zurverfügungstellung seines ultimativen Schnäppchensortiments stets zu Ihrer grünen Seite steht. Immer für Sie da!

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