: Klassik für Devisen
■ Das russische Nationalorchester gastiert heute im Großen Saal der Musikhalle
Vor knapp sieben Jahren gründete Mikhail Pletnev das russische Nationalorchester; zu einer Zeit, als staatliche Gelder für die Kultur in Moskau bereits äußerst knapp gehalten wurden. Das Staatliche Sinfonie Orchester der UDSSR, berühmt für seine inzwischen legendären „Melodiya“-Aufnahmen, war schon aufgelöst, viele Berufsmusiker arbeitslos und die wenigsten mit reellen Zukunftschancen. So gab es eine erstaunliche Menge hervorragender Instrumentalisten, die ein großes Interesse hatten, Mitglied des jungen Nationalorchesters zu werden.
Schon das erste öffentliche Konzert am 16.November 1990 vor Moskauer Publikum wurde ein großer Erfolg, auch weil das Orchester als Symbol für das sich erneuernde Russland verstanden wurde. Die Finanzierung des bis heute von Mikhail Pletnew geleiteten Orchesters war und ist freilich nur mittels einträglicher Gastauftritte im vorwiegend westlichen Ausland zu bewerkstelligen. Deviseneinnahmen durch Konzerte in den USA, Europa, Asien sind der wichtigste Faktoren zur Finanzierung des Orchesters. Zusätzlich hat die Firma Deutsche Grammophon mittels eines Exklusiv-Vertrages mit den Musikern Pläne. Eine CD mit Tschaikowskys Sechster Sinfonie ist bereits erschienen, Aufnahmen mit Werken von Dvorak, Prokofieff und den übrigen fünf Tschaikowsky-Sinfonien sollen folgen.
Beim heutigen Konzert im großen Saal der Musikhalle stehen nun Werke von Josef Haydn, Segej Prokofieff und Peter Tschaikowsky auf dem Programm. Haydns 87.Sinfonie von 1785, eine der sechs Pariser Sinfonien, eröffnet das Konzert, und Tschaikowskys selten zu hörende 2.Sinfonie op. 17 (1872/79) wird es beschließen. Dazwischen wird Prokofieffs großartige Sinfoniaconcertante op.125 für Violoncello und Orchester aus dem Jahr 1952 mit dem Solisten Mischa Maisky dargeboten.
Ulf Schlawinski
heute, 19.30 Uhr, Musikhalle
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen