■ Schmökertips
: Kleines Trostbuch / Volle Spannung / Punkiger Szenekick

Kleines Trostbuch

Du kommst aus Castrop-Rauxel oder Bernkastel-Kues oder Stemwede-Oppenwehe. Du studierst seit einem, seit zwei oder seit 13 Semestern in Berlin. Und wieder sitzt du zu Semesterbeginn in einem überfüllten Seminar, sprichst mit niemandem, kennst keinen Menschen. Such dir einen Platz in der hintersten Ecke. Hol dein Trostbuch aus der Tasche: „Irgendwie anders“. Ein Kinderbilderbuch? Sieht ja keiner. Lies die Geschichte von dem kleinen Wesen, mit dem niemand spielen will. Guck dir an, wie es trotzdem glücklich wird. Und wenn du das Buch zuklappst, ist das Gefühl der Einsamkeit schon ein kleines bißchen verschwunden. Lennart Paul, freier Mitarbeiter der taz

Chris Ridell/Kathryn Cave: „Irgendwie anders“. Verlag Friedrich Oetinger, 19,80 DM

Volle Spannung

Hella Moormann hat sich immer die falschen Männer an Land gezogen: mal waren es manisch Depressive, mal ewige Studenten und sonstige Versager. Der leichtsinnige Levin hat von jedem Mangel ein bißchen und obendrein eine Vorliebe für schnelle Autos und abwegige Sexualpraktiken. Auf ebenso beiläufige Weise wie „Die Apothekerin“ in die Ehe mit dem Filou schlittert, hilft sie ihm, seinen steinreichen Großvater zu ermorden. Versehentlich. Doch der soll nicht das einzige Opfer bleiben... Das alles vertraut die Heldin dieses Romans bei einem Krankenhausaufenthalt ihrer Bettnachbarin Rosemarie Hirte an, einer liebenswürdigen älteren Dame. Ein Frauenkrimi voller Ironie und Witz. Kirsten Niemann, freie Autorin der taz-Kultur

Ingrid Noll: „Die Apothekerin“. Diogenes Verlag, 6,80 DM

Punkiger Szenekick

Heute träumen junge Menschen, sie hätten Pizza gegessen mit Mark E. Smith. Oder sie wünschen, sie wären Thurston Moore. Doch wie das vor zehn Jahren war, als Punk gleichzeitig zerbrach und sich auf den großen Durchbruch vorbereitete, das hat Judith Amman verfolgt. Ihre Interviews mit den Beteiligten sind noch heute spannender Lesestoff für alle, die schon immer mal wissen wollten, ob die New Yorker Hardcores beim Tanz in fröhlicher Runde ihre Nieten abnehmen, warum Leute ihre Bands Counterforce nennen und wo jetzt genau der Unterschied zwischen moshen und slam dancing liegt. Ein ausgefallenes Layout regelt den Rest. Gunnar Lützow, Mitarbeiter der taz-Kultur

Judith Amman: „,Who's been sleeping in my brain?‘ Interviews Post Punk“. edition suhrkamp, 24 DM