: Die Arbeiterin
Gianova Afondula. Das ist ein Zinkkabel, für alle Motoren... Winkelstecker, Kerzenstecker... Am Tag muß ich 1.800 Stück machen. Akkord. Dieses Jahr bin ich 25 Jahre hier im Werk, immer die gleiche Abteilung. Angefangen habe ich 1974. Mein Mann arbeitet auch hier, er ist bei der Getriebeabteilung. Früher, als die alten Bänder noch liefen, war ich am Packkasten. Das waren Kisten, und darin wurden die Materialien, welche die Bandarbeiter auf die Motoren aufmontieren mußten, reingepackt. Wir mußten die Bandarbeiter laufend mit diesen Kästen versorgen. Wir mußten dafür sorgen, daß denen das Material nie ausging, sonst wäre das Band stillgestanden. Aber jetzt haben wir andere Bandsysteme und Gruppenarbeit, und die Materialversorgung ist anders geordnet als früher. Man braucht uns nicht mehr, deshalb bin ich jetzt hier beim Zündkabel. Ich muß da vorne die Gummihülle auf diesen Aufsatz draufmachen, dann das Kabel ranführen und gebe dem Rad einen Schwung, damit es sich dreht, und so wird die Gummihülle mit ihrem Gewinde mit dem Kabel verschraubt. Demnächst kommt eine Maschine, da wird das ganze Zündkabel von Anfang bis zum Ende vollkommen ohne Menschen gemacht.
Die Woche habe ich Mittagsschicht. Früher, als die Kinder klein waren, mußte ich die Schicht mit meinem Mann abstimmen. Einer zu Hause, einer auf Arbeit.
Wir haben ein Haus in Griechenland, ich wollte immer zurück, aber wann...? Die Kinder wurden größer, kamen in die Schule, wollten studieren. So verging die Zeit. Der Ältere ist jetzt in Griechenland, lebt mit seiner Verlobten in unserem Haus in der Nähe von Saloniki. Der hat Informatik studiert, aber sein Studium abgebrochen... Vielleicht, hoffentlich, fängt er wieder an und macht es zu Ende.
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