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■ VorschlagPakistanische Trance-Techniken im Haus der Kulturen der Welt

Qawwali, der ekstatische Sufi-Gesang aus Pakistan, wird hierzulande fast ausschließlich mit einem Namen assoziert, mit Nusrat Fateh Ali Khan. Daß es im fernen Pakistan noch weit mehr hörenswerte Sufi-Musiken gibt, ahnte man zwar schon dunkel, aber nun bekommt man es gleich geballt vorgeführt – das Haus der Kulturen der Welt macht's möglich, wenn es sich zum 50. Geburtstag den mystischen Tiefenschichten des islamischen Nationalstaats widmet. Der umtriebige Berliner Musikethnologe Peter Pannke hat sich vor Ort auf die Suche nach repräsentativen Sufi-Ensembles gemacht, und acht von ihnen stehen nun im Zentrum der Pakistan-Wochen.

Bahauddin Qutbuddin zum Beispiel, der an diesem Wochenende den Anfang macht, ist ein Qawwal alter Schule. Das Repertoire, welches er mit seiner achtköpfigen Familienkapelle auf die Bühne bringt, ist klassisch geprägt und umfaßt seltene Stücke, die nur noch von seiner Gruppe interpretiert werden. Charakteristisch für Qawwali ist der Wechselgesang von Solisten und Chor, der sich leidenschaftlich in höhere Sphären schraubt und der unterlegt wird durch rhythmisches Händeklatschen, Trommelspiel und Harmoniummelodien.

Eine ganz andere Trance-Technik haben dagegen Pappu Sain und sein Cousin Joora aus Lahore kultiviert. Jedes Wochenende trommeln sich die beiden mit ihren mächtigen Dhol-Drums an einem örtlichen Schrein in Trance – das „pakistanische Gegenstück zur Love Parade“, meint Pannke, der den Zeremonien auch außerhalb des gewohnten Umfelds ihren Ritualcharakter bewahren möchte, um sie nicht zum rein folkloristischen Vergnügen zu degradieren.

Aus diesem Grund wird es in der nächsten Woche eine besonders lange Session geben, wenn Qurban Fakir und seine Gruppe zu Gast sind. Jede Freitagnacht, von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang, singen sie am Heiligenschrein Shah Abdul Latifs in Bhitshah dessen Verse, und so soll es auch in Berlin sein, umrahmt von Video- und Toninstallationen. Am Abend folgt ein Konzert des Sufi-Sängers Sohrab-Fakir aus Sindh, und die ganze Reihe wird noch bis zum 19. Mai fortgeführt. Daniel Bax

Heute, 19 Uhr, weitere Termine siehe Tagesprogramm, Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, Tiergarten.

Singen bis Sonnenaufgang: Qurban Fakir Foto: Peter Pannke

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