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Verliebt in Cannes

Verliebt in Cannes

Jean-Luc Godard (Pseudonym: Hans Lucas), ein Schweizer, von dem es hieß, er habe sich durch den Kauf von Rosen und Schokolade zur Verführung junger Südfranzösinnen ruiniert, kannte das Festival schon. Er hatte für die Cahiers du Cinema berichtet, er hatte Hitchcock mit Aragon verglichen und das Kino in die Geschichte der Kunst gehoben. Er hatte mit François Truffaut gejubelt, als der 1959 Frankreich repräsentieren durfte mit „Sie küßten und sie schlugen ihn“.

Sie, Hann Karin (von Coco Chanel Anna Karina getauft), eine Dänin, die mit 18 in Paris gelandet war, stand Modell und hatte einen kleinen Werbefilm für Seife aufgenommen, als er fragen ließ, ob sie eine Nebenrolle in „Außer Atem“ annehmen würde. Sie würde sich allerdings etwas ausziehen und Belmondo ihre Beine zeigen müssen. Kam nicht in Frage! Wenig später ein Telegramm: Ob sie in seinem zweiten Film die Hauptrolle spielen würde? Sie zögerte. „Ich dachte, das ist wieder so ein Typ, der will sich mit mir einen schönen Abend machen. Aber Freunde sagten: Bist du verrückt? Der ist ein Genie!“ Sie sagte zu, mußte aber, weil minderjährig, ihre Mutter aus Kopenhagen holen. Sie aßen zusammen zu Abend. Tags darauf stand in France- Soir: „Endlich hat Godard eine Seelenverwandte gefunden.“ Weinend rief Anna Karina bei der Produktionsfirma an und wollte alles absagen: „Ich bin doch keine Nutte!“ Da kam ein Telegramm: „Man hat nicht das Recht, zu weinen, wenn man eine Figur von Hans Christian Andersen ist.“ Dazu 50 rote Rosen. „Dann sind wir zu den Dreharbeiten gefahren und haben uns verliebt.“ Jean-Luc Douin

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