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■ Rosi Rolands Bremer GeschichtenWie drei Männer zur Messe wollten

Böse Volkeszungen sagen, Politiker seien eitle Gestalten, die sich mehr um die Kleiderordnung streiten als um die Sache. Das ist vollkommen gemein und frei erfunden. Elf Monate lang haben Bau- und Wirtschaftssenator geschuftet beim Bau der Messehallen, daß sie nun mit einer kleinen Rede „dabei“sein wollten, wenn der Erfolg vor den Fernsehkameras gefeiert werden würde, ist zu verständlich. Bausenator Schulte feiert den Bau, Wirtschaftssenator Perschau feiert die Messehalle bei der Eröffnung der „Dach und Wand“, zwei Männer, zwei Rollen, alles klar.

Doch da kam aus dem Rathaus der Wunsch, der Bürgermeister höchstselbst habe auch mitgebaut und möchte gern die erste Verkaufsausstellung eröffnen. Oben sticht unten, Perschau und Schulte wären raus gewesen. Da das nicht geht, gab Staatsrat Prof. Frank Haller seiner Staatsfirma „Hanseatische Veranstaltungs-Gesellschaft“(HVG), die das ganze veranstaltet, den dezenten Hinweis, sie solle eine Zeremonie „vorläufige Fertigstellung der Messehallen“vor der Eröffnung der „Dach und Wand“einplanen. Der Bausenator bekam derweil den Hinweis, wenn Scherf selbst die „Dach und Wand“eröffnen wolle, bedürfe es eines Bausenators nicht mehr, er könne frei machen. Das läßt sich gut begründen, denn eigentlich werden die Hallen erst im Herbst fertig, dann werden sie offiziell eröffnet – sicher von Schulte.

Bausenator Schulte, derart nach allen Regeln der Kunst ausgekontert und ohne Weisungsbefugnis gegenüber der HVG, roch den Braten und reagierte mit dem dezenten Hinweis, er könne sich durchaus vorstellen, daß er zwei Tage vorher die „vorläufige Fertigstellung“des Bauwerkes seinerseits öffentlich zelebrieren könnte – als eigenen Termin versteht sich und ohne den Wirtschaftssenator selbstverständlich. Denn der Wirtschaftssenator ist auf Senatsebene für Baufragen nicht verantwortlich und hatte diese architektonische Form der Messehallen, die jetzt gebaut worden ist, so auch gar nicht gewollt.

So wäre letztlich also dem Wirtschaftssenator die Schau gestohlen, eingeklemmt zwischen Schulte und Scherf wäre er nicht mehr vorgekommen im Fernsehen. Sein Vorschlag zur Güte daher: Scherf eröffnet die Ausstellung „Dach und Fach“wie er das verstanden hatte. Die „Fertigstellung der Messehallen“als Festakt zwei Stunden vorher zelebrieren die Bauarbeiter Perschau und Schulte telegen lächelnd gemeinsam. Echt hanseatisch, findet Rosi Roland

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