Colbitz-Letzlinger Heide

■ betr.: „Im Gleichschritt marsch in die Heide“, taz vom 2.5. 97

Daß Sachsen-Anhalt nicht unbedingt das Lieblingsland der Redaktion ist, stimmt uns zwar gelegentlich traurig, ärgert uns aber auch nicht allzu sehr. Um so schlimmer ist es dann, wenn in dem Wenigen, was wir über uns lesen dürfen, zumindest unkorrekte Darstellungen enthalten sind. So verhält es sich leider auch mit o.g. Artikel, in dem vor allem durch zwei Formulierungen ein völlig falscher Eindruck entsteht. „Die Colbitz-Letzlinger Heide wird Deutschlands größter Truppenübungsplatz“, heißt es dort im zweiten Satz. Und gleich danach: „Sachsen-Anhalts Kabinett billigte den mit dem Verteidigungsministerium ausgehandelten ,Kompromiß‘ zur militärischen Nutzung der rund 23.000 Hektar großen Altmark-Heide.“

1. Diesem Wortlaut zufolge hätte die Regierung in Sachsen- Anhalt die Chance gehabt, die militärische Nutzung der Heide tatsächlich komplett zu verhindern. Das aber ist eben leider grundfalsch. Es ist zwar keine Frage: immer noch wird von Rot-Grün die vollständige zivile Nutzung angestrebt, nur müßten dazu im Bundestag die Mehrheiten wechseln. Dort getroffene Beschlüsse sind durch Landesregierungen bzw. -parlamente bekanntermaßen nicht aufzuheben. Und genau das ist das Problem an der Darstellung der taz: Nicht erst die jetzt von der sachsen-anhaltinischen SPD befürwortete Vereinbarung macht das Agieren der Bundeswehr möglich – die hat die Heide nämlich längst in Benutzung: genau seit dem 11.8.1994.

2. Die im Artikel vorhandenen unscharfen Formulierungen lassen zudem den Eindruck entstehen, es wäre während der vergangenen Wochen um Abzug oder Bleiben der schießenden Panzerfahrer gegangen. In den Verhandlungen mit der Bundeswehr konnte es jedoch gar nicht um deren Vertreibung gehen. Das Land konnte nur versuchen, trotz fortbestehender militärischer Nutzung möglichst viel für die Interessen der Region herauszuhandeln, u.a. bezüglich der Freigabe von Teilbereichen, der Ausweisung von Naturschutzgebieten, des Wasserrechts (aus der Heide werden zirka 600.000 Menschen mit bestem Trinkwasser versorgt) und der garantierten Räumung demnächst rein zivil zu nutzender Bereiche von militärischen Altlasten. Bündnis 90/Die Grünen halten die erzielten Ergebnisse für völlig unzureichend, die SPD war erheblich genügsamer.

Ob mit oder ohne Vereinbarung: Die Bundeswehr aus der Colbitz-Letzlinger Heide zu verbannen, hängt erheblich vom Widerstand vor Ort ab. Den werden wir auch weiterhin unterstützen. [...] Norbert Doktor,

Landesvorstandsmitglied von

B'90/Grüne Sachsen-Anhalt